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Der Raketenabwehr-Aspekt wird gegenwärtig aus einer offenbar kaum versiegenden Quelle genährt, wenngleich die politische Komponente des Problems derzeit klar die Oberhand hat.
Das geben auch die USA selbst zu. "Wir müssen die Gefahren, die vom Iran oder Nordkorea ausgehen, berücksichtigen", sagte US-Außenministerin Condoleezza Rice Mitte Mai bei ihrem Russland-Besuch.
Die Intrige besteht darin, dass die oben genannten Länder in Wirklichkeit alles tun, um die Besorgnis der Amerikaner auf keinen Fall zu zerstreuen.
Zuerst zum Iran: Gegner von den US-Plänen zur Stationierung von Elementen der Raketenabwehr in Osteuropa argumentieren zu Recht, dass Teheran noch einen langen Weg zurücklegen muss, um interkontinentale Raketen bauen zu können. Andererseits hatte der Iran zum Jahresbeginn offiziell erklärt, dass derzeit der Start eines ersten iranischen Satelliten vorbereitet wird, was den Bau einer entsprechenden Trägerrakete erforderlich macht.
Selbst wenn die Iraner mit dem angekündigten Beginn einer eigenen Raumfahrt-Ära bluffen, sind sie aber durchaus in der Lage, eine leistungsfähige Rakete zu entwickeln, die Ziele in Europa, darunter auch in Russland, erreichen könnte. Das iranische Raketenwaffen-Arsenal zählt heute zu den größten im Nahen Osten. Dabei werden auch nukleare Technologien entwickelt. Dafür stellt Teheran immense Finanzmittel und Fachkräfte zur Verfügung.
Gegenwärtig hat der Iran 40 operativ-taktische Komplexe auf der Basis der sowjetischen Raketen Skad-B und Skad-C, die entsprechend Schehab-1 und Schehab-2 heißen. Die maximale Reichweite dieser Raketen beträgt 300 bis 500 Kilometer. Die Startrampen sind auf Fahrgestellen aus chinesischer Produktion montiert, die eine Geschwindigkeit von bis zu 60 Stundenkilometern erreichen können.
Am 15. Juni 2000 testete der Iran erfolgreich bereits die erste Mittelstreckenrakete vom Typ Schehab-3. Einigen Angaben zufolge hat diese Rakete eine Reichweite von bis zu 2000 Kilometern.
Somit hat sich die Gefahr nicht nur für Israel, sondern auch für Russland prinzipiell geändert. Raketen mit solcher Reichweite würden es dem Iran gestatten, Ziele in südlichen Regionen Russlands, darunter in den Gebieten Wolgograd und Astrachan, zu treffen, wo mehr als 20 Millionen Menschen leben.
Neben der Modernisierung der Schehab-3-Rakete arbeitet der Iran an einer neuartigen Rakete vom Typ Schehab-4 mit trennbarer Oberstufe, deren schwerer Gefechtskopf einen nuklearen oder einen biologischen Sprengsatz tragen kann. Wenn man den von Teheran immer wieder betonten Wunsch mit berücksichtigt, gegen den Willen der internationalen Gemeinschaft ein eigenes Atomprogramm zu entwickeln, koste es was es wolle, würde sich die amerikanische Besorgnis über den möglichen Aufbau eines neuen nuklearen Raketenpotenzials in der Region überhaupt nicht als unbegründet ausnehmen.
Besorgnis erregend ist auch die notorische Idee Nordkoreas, in den Besitz strategischer Waffensysteme zu gelangen. Seit einem halben Jahr sorgt Pjöngjang mit seinen Raketen- und Atomplänen für einen erhöhten Spannungszustand in der ganzen Welt. Nach den ersten nuklearen Erprobungen im Oktober vergangenen Jahres in Nordkorea wurde klar, dass jetzt alles nur auf eine Trägerrakete ankommt, die stärker sein soll als die vorhandenen ballistischen Raketen vom Typ Nodon und Taphodon.
Die Erwartungen haben sich bewahrheitet, als bei einer Parade anlässlich des 75. Gründungstages der Koreanischen Volksarmee am 25. April eine neue Rakete gezeigt wurde. Die amerikanische Aufklärung behauptet, dass es sich dabei um eine modifizierte Variante der sowjetischen strategischen ballistischen U-Boot-gestützten Rakete handelt, die im Pentagon und in der NATO unter der Codebezeichnung SS-N-6 "Serb" bekannt ist.
Sollten die Angaben stimmen, ist das, gelinde gesagt, ein wenig angenehmer Fakt. Andererseits haben die Nordkoreaner reichliche Erfahrungen in Sachen Geheimniskrämerei.
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Mehrere russische Rüstungsexperten sind der Ansicht, dass neue Staaten in absehbarer Zeit nicht in den Besitz strategischer Waffen gelangen werden. Alexander Chramtschichin, Leiter der analytischen Abteilung des Instituts für politische und militärische Analysen, sagte Ende April zu den US-Plänen, Abfangraketen in Europa zu stationieren: "Bislang sind nur die USA, Sowjetunion/Russland und China in der Lage, eigene interkontinentale ballistische Raketen zu bauen. Iran kann jetzt nicht einmal eine Mittelstreckenrakete entwickeln. Der technologische Stand in diesem Land lässt am möglichen Bau interkontinentaler Raketen von Teheran, die Atomsprengköpfe tragen könnten, auch in ferner Zukunft stark zweifeln."
Bekanntlich ist die Praxis ein Kriterium der Wahrheit. Sollte der Iran in nächster Zeit Versuche unternehmen, eine Rakete in den Orbit zu schießen, oder sollte Nordkorea demnächst eine neue ballistische Rakete erproben, wird auch die militärische Komponente der Raketenabwehr nicht mehr zu leugnen sein.
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Mittwoch, 23. Mai 2007
"Raketen-Brutkästen"
Andrej Kisljakow beschäftigt sich in einem RIA Nowosti-Kommentar mit den Raketenprogrammen im Iran und in Nordkorea sowie mit ihren Auswirkungen auf die Raketenabwehrfrage:
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