Montag, 30. Dezember 2013

"Das unbesiegte und unbesiegbare Wolgograd"


Diese Formulierung enthielt das Kondolenztelegramm, welches der serbische Präsident gestern - nach dem ersten Anschlag in Wolgograd - an seinen rußländischen Amtskollegen sandte. Das ist nicht nur Zuspruch, Aufmunterung und historische Remineszenz, es zeigt auch die Stimmung in Stadt und Land nach den beiden Terrorattacken.

Die Anschläge

Der erste Anschlag ereignete sich am Sonntagmittag um 12.45 Uhr Ortszeit am Haupteingang des Wolgograder Hauptbahnhofs. Wie in vielen öffentlichen Gebäuden in Rußland, so befanden sich auch dort Metalldetektoren und Durchleuchtungsgeräte für das Gepäck. Jeder, der den Bahnhof betreten wollte, mußte diese Schleuse passieren. Der Attentäter wollte die Kontrolle offenbar umgehen und sich vorbeidrängeln, hinein in das Innere des Bahnhofsgebäudes. Dabei stellte sich ihm ein 29-jähriger Polizeibeamter in den Weg, so daß sich der Attentäter sofort auf den Weg in das ihm verheißene Paradies machen mußte. Leider hat er dabei viele Menschen mitgenommen: 17 Tote und 45 Verletzte.

Vielleicht muß man dabei sogar von Glück sprechen, denn eine Explosion in einem der beiden Hauptsäle das Bahnhofs wäre noch weitaus verheerender gewesen. Zum Zeitpunkt des Anschlags befanden sich dort mehrere hundert Menschen, die u.a. auf drei Fernzüge warteten. Wegen starken Nebels war der Wolgograder Flughafen während der letzten Tage immer wieder geschlossen worden. Deshalb hatten sich viele Menschen, die in die bevorstehenden Neujahrsferien reisen wollten, für eine Fahrt mit der Eisenbahn entschieden. Somit war der Bahnhof überdurchschnittlich gut besucht. Mitten im gefüllten Wartesaal hätten die 10 kg TNT-Äquivalent der am Körper getragenen Bombe höchstwahrscheinlich erheblich mehr Opfer gefordert.

(Es ist übrigens nicht das erste Mal, daß ein Selbtmordattentäter seine Sprengladung vor einer Metalldetektorkontrolle gezündet hat. Solche sinnvollen Einrichtungen führen naturgemäß manchmal zu Stauungen, so daß der Terrorist doch noch eine größere Anzahl anderer Menschen mit in den Tod nehmen kann. Hier werden sich die Sicherheitsexperten Wege überlegen müssen, die Kontrollstellen zu entwirren und eine eventuelle Explosion auf einen möglichst kleinen Raum zu begrenzen.)

Daß es nicht nur den einen Selbstmörder gab, war schon gestern Abend zu erahnen, nachdem im demolierten Bahnhofsgebäude eine nicht explodierte Splitterhandgranate gefunden worden war. Warum der zweite Attentäter bis zum heutigen Morgen gewartet und nicht schon gestern zugeschlagen hat, um ebenfalls in sein Paradies zu reisen, wird wohl nur Allah wissen.

Heute morgen um 8.25 Uhr, mitten im Berufsverkehr am (vor-)letzten Arbeitstag des Jahres, hat er jedenfalls 4 kg TNT-Äquivalent in einem vollbesetzten Oberleitungsbus der Linie 15 in der Katschinzew-Straße zur Explosion gebracht. Dadurch starben 14 Menschen, 28 Verletzte wurden in die Wolgograder Krankenhäuser verbracht. Nahe der Route des Trolleybusses befindet sich übrigens eines der Spitäler, in dem viele der gestern verletzten Menschen behandelt werden. Ob der Terrorist eigentlich dorthin wollte? 

Das war übrigens der dritte Bombenanschlag, der sich binnen weniger Monate in Wolgograd ereignet hat. Bereits am 21. Oktober hatte sich dort eine Attentäterin in einem Bus in die Luft gesprengt und sieben Menschen mit in den Tod gerissen.

Die Reaktionen

Gestern nachmittag liefen dann die Anti-Terror-Pläne ab wie ein präzises Uhrwerk. Die Verletzten wurden binnen kurzer Zeit in die Krankenhäuser gebracht, das Katastrophenschutzministerium schickte von seinem Zentralen Rettungsdienst in Moskau medizinischen Personal, Psychologen und Ausrüstung per Flugzeug nach Wolgograd, um die örtlichen Hilfskräfte, insbesondere in den Kliniken, zu unterstützen. Einige der transportfähigen Schwerverletzten (dem Anschein nach mit Brandwunden) wurden zwischenzeitlich in Spezialkliniken nach Moskau und Petersburg geflogen. Im Laufe des heutigen Tages, nach dem zweiten Attentat, wurden ein Feldlazarett und weiteres Personal und Material in die Stadt an der Wolga eingeflogen, um die Behandlungskapazitäten zu erweitern.

Für die Verletzten und die Hinterbliebenen der Toten haben Regional- und Föderationsregierung Hilfsgelder bereitgestellt. Unterdessen sind auch die Aufräumarbeiten vorangeschritten. Der Bahnhof, auf den tagtäglich tausende Menschen angewiesen sind, war heute schon wieder benutzbar. (Obwohl die letzte umfangreiche Rekonstruktion des Baudenkmals erst wenige Jahre zurückliegt, wird die nächste im Frühjahr beginnen müssen.) Die Buslinie, welcher der heutige Anschlag galt, wird ab morgen früh wieder nach Fahrplan verkehren. Die über eine Million Einwohner will schließlich transportiert werden.

Besonders bemerkenswert war und ist die Reaktion der Bürger Wolgograds. Obwohl deutsche Zeitungen - die Toten sind noch nicht unter der Erde! - ätzten, die Rußländische Föderation sei ein verfallener Koloß auf tönernen Füßen und die Anschläge würden Präsident Putin lediglich als Vorwand dienen, zeigte sich in der betroffenen Stadt ein gänzlich anderes Bild, was nicht zum Mythos von den egoistischen Russen und ihrer zerfallenden Gesellschaft passen will.

Bereits am Sonntag waren spontan hunderte Bürger zum Hauptbahnhof geeilt und halfen bei der Bergung der Verletzten. Taxifahrer brachten Familienangehörige kostenlos in die Krankenhäuser. Heute haben sich über tausend Menschen in medizinischen Einrichtungen eingefunden, um Blut zu spenden. Dabei kam es zu mehrstündigen Wartezeiten. Andere Freiwillige helfen bei der Betreuung der Betroffenen. Nicht zu vergessen die Blumen, Kerzen und das Kinderspielzeug, die die Menschen an den Orten der Attentate niederlegen.
Gäbe es das alles, wenn die rußländische Gesellschaft tatsächlich das wäre, was deutsche Kommentatoren ihr andichten: atomisiert, von der finsteren Putin-Diktaur unterdrückt und kurz vor dem Auseinanderfallen?


Die Sicherheitsbehörden

Gestern lag das Augenmerk noch zuvörderst auf der Hilfe für die Verletzten und auf dem Beginn der Ermittlungen, insbesondere der Spurensicherung. Heute haben jedoch nicht nur die Kriminaltechniker und Ermittler noch mehr zu tun bekommen, es müssen auch verstärkte Maßnahmen für die Sicherheit der Bürger getroffen werden. Nach Wolgograd wurde zusätzliches Personal von Polizei und Bereitschaftspolizei verlegt. Beim Bestreifen von Straßen, Bussen etc. werden sie von Freiwilligen aus den örtlichen Kosakenverbänden unterstützt.

Um die Wolgograder Sicherheitskräfte zu unterstützen, ist heute Alexander Bortnikow, Chef des Nationalen Antiterrorkomitees und Direktor des Föderalen Sicherheitsdienstes, in die Stadt gereist - wie vor ihm bereits die stellvertretende Premierministerin Olga Golodez und die Gesundheitsministerin Veronika Skworzowa. Am heutigen Abend ist in der Stadt eine erste große Fahndungswelle angelaufen. Von den Sicherheitskräften wurden mehrere hundert verdächtige Personen kontrolliert und davon etwa zwei Dutzend festgenommen, zumeist wegen unerlaubten Führens von Schußwaffen und Verstößen gegen das Aufenthaltsrecht.

Doch solche Großfahndungen werden wohl nur bedingt bei der Ergreifung der Hintermänner helfen. Besser geeignet sind Spezialoperationen, bei denen gezielt gegen bestimmte Terrorverdächtige vorgegangen wird. Sie finden im Nordkaukasus regelmäßig statt, wenn die Behörden Wind von einer Bombenwerkstatt oder einem Waffenversteck bekommen. So gab es auch heute wieder Zugriffe an drei verschiedenen Orten. Die Resultate konnte man im Fernsehen bewundern: Sprengstoff, 3 leichte Granatwerfer im Kaliber 37 mm und ein paar der dazugehörenden Granaten. Kein besonders beeindruckendes Arsenal, wenn man bedenkt, womit die Terroristen der 2000er Jahre ins Gefecht gezogen sind. Aber immer noch genug, um unter den Einwohner einer Großstadt Schaden anzurichten.

Daß man die Hintermänner früher oder später finden und zur Strecke bringen wird, daran besteht bei mir kein Zweifel. Die Verantwortlichen fast aller Anschläge der Vergangenheit wurden entweder festgenommen (was bei den Märtyrerkandidaten die Ausnahme ist) oder aber im Feuergefecht getötet. Das ist nur eine Frage der Zeit. Die Islamisten werden offenbar nervös. Heute haben in Dagestan zwei Terroristen anläßlich einer allgemeinen Verkehrskontrolle aus heiterem Himmel das Feuer auf die Polizeibeamten eröffnet. Der Fahndungsdruck, unter dem sie stehen, muß also sehr hoch sein, denn sie haben den anschließenden Schußwechsel nicht überlebt.

Die Täter

Die beiden jüngsten Attentate zeichnen sich dadurch aus, daß die beiden Täter männlichen Geschlechts waren. Bisher waren in diesem Kontext fast ausschließlich Frauen, die sog. "schwarzen Witwen", aufgefallen. Anscheinend ist der Vorrat an solchen Frauen erschöpft. Der Täter vom Hauptbahnhof konnte mittlerweile als Pawel Petschenkin identifziert werden. Er war wohl ethnischer Russe aus der Republik Mari-El, der sich 2010 nach Dagestan begeben und dort einer Terrorbande angeschlossen haben soll. Seine Eltern hatten ihn versucht, ihn zurückzuholen, doch ohne Erfolg.Die Ermittler gehen davon aus, daß beide Anschläge zusammenhängen.

Das ist insofern bemerkenswert, als auch in den Wolgograder Anschlag vom Oktober ein Russe, der keine persönlichen Bindungen an die Kaukasusregion hatte, involviert war. Ihm erschien der Islam vor allem wegen seines Frauenbildes (Schleier, Unterordnung usw.), was sich doch stark von dem im Rest der rußländischen Gesellschaft unterscheidet, interessant. Und, einmal in diese Subkultur eingetaucht, kam dann eins zum anderen. Offenbar hat Rußland langsam auch ein Problem mit "home grown terrorism" in Gestalt von Personen, denen man das eigentlich nicht zutrauen würde, die der Islamismus in seiner radikalen Gestalt jedoch aus persönlichen Gründen in seinen Bann zieht.

Im übrigen sei auf diesen lesenswerten Text von M. Galeotti verwiesen: "Volgograd’s second bombing demonstrates terrorists’ strengths and weaknesses".

Der politische Hintergrund

Als ich gestern die ersten Bilder aus Wolgograd sah, mußte ich spontan denken: Was dort abläuft, hast du doch schon einmal gelesen. Vor zwei oder drei Jahren hatte die Jamestown Foundation, eines der Zentren der Russophobie in den USA, eine Konferenz in der georgischen Hauptstadt Tiflis durchgeführt, auf der darüber diskutiert wurde, ob man Rußland nicht am besten dadurch schaden könnte, indem man kurz vor Beginn der Olympischen Winterspiele in Sotschi ein paar Terroranschläge inszeniert. Die Stiftung hatte darüber seinerzeit in ihrem E-Mail-Rundbrief auch ganz offen berichtet. Und nun ist genau das eingetreten - ein komischer Zufall ...

Das offensichtliche Ziel der Anschläge ist das Provozieren von Auseinandersetzungen zwischen den Nationalitäten, die in der Rußländischen Föderation leben. Die russische Mehrheitsbevölkerung soll zu Ausschreitungen gegen Muslime, insbesondere aus dem Nordkaukasus, angestachelt werden. Dies würden die Islamisten dann in den ausländischen Medien wiederum als Xenophobie der bösen Russen, gegen die man sich mit weiteren Terroranschlägen "wehren" müsse. Gegen diese Absicht stehen allerdings die religiösen Führer Rußlands. Der orthodoxe Metropolit von Wolgograd ruft dazu auf, nicht nach Feinden zu suchen, sondern sich im herzlichen Gebet zu vereinen. Und der Mufti von Ufa betont, solche Selbstmordattentate könnten mit keiner religiösen Auffassung begründet werden. Hoffentlich bleibt es in dieser Hinsicht ruhig und Nawalnyj und seine "demokratischen" Konsorten gießen nicht weiteres Öl ins Feuer, indem sie gegen Kaukasier hetzen.

Bemerkenswert auch die extrem zurückhaltende Reaktion der deutschen Politiker und Journalisten. Was in Wolgograd geschehen ist, paßt offenbar nicht recht in die Strategie ihrer rußlandfeindlichen Agitation. Deshalb werden die Terroranschläge demonstrativ wenig behandelt, während das Schicksal von Michael Schuhmacher und andere Themen hervorgehoben werden. Für unsere Medien sind die Russen immer die Bösen und alle Ereignisse, die sich nicht in diesem Sinne ausschlachten lassen, werden entweder kleingeredet oder vollständig ignoriert. Die Aufmerksamkeit und Anteilnahme wäre um ein Vielfaches größer, hätte es sich bei den Opfern um Franzosen, Briten oder Amerikaner gehandelt.

Aus aller Welt treffen zwar Beileidsbekundungen in Moskau ein, doch bei manchen bestehen erhebliche Zweifel an der Aufrichtigkeit. Islamistische Terroristen aus Rußland werden doch vielerorts (leider auch in Deutschland) hofiert, als romantische Freiheitskämpfer verklärt und mit dem schützenden Status eines "politischen Flüchtlings" versehen. Und bestimmte US-Senatoren haben bereits mehrfach gefordert, man solle sie doch mit Waffen versorgen. (So, wie die islamistischen Kämpfer in Syrien.)

Und der ohnehin - wie 1980 - geplante Boykott der olympischen Spiele ließe sich mit Sicherheitsbedenken viel einfacher begründen. (Überhaupt war es doch naiv von den Russen, zu glauben, der "Westen" würde ihnen eine Olympiade zugestehen. 1980 war man in der "freien Welt" angeblich um das Schicksal des afghanischen Volkes besorgt. Nachdem 21 Jahre später dieselben Staaten dann Afghanistan besetzt hatten, forderte niemand einen Ausschluß dieser Staaten von den Spielen. Die letzten Winterspiele fanden durchweg in Ländern statt, die sich am Afghanistankrieg beteiligt und Besatzungstruppen gestellt hatten, nämlich in den USA [2002], Italien [2006] und Kanada [2010]. Von ernstzunehmenden Boykottaufrufen war in diesen Fällen nichts zu vernehmen. Manche dürfen eben alles ...)

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Sonntag, 22. Dezember 2013

Deutscher Minister empfängt Wirtschaftskriminellen


Ein Bild, das um die Welt ging: Der langjährige Bundesminister Hans-Dietrich Genscher empfängt den begnadigten Wirtschaftsverbrecher Michail Chodorkowskij auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld herzlich, wie einen lange vermißten Freund. Die deutschen Hauptstrommedien triumphieren und jubeln Chodorkowskij zu. Er sei Putins Erzfeind, ein Regierungskritiker und politischer Häftling, der wichtigste Gegner des Kremls usw. Von seiner Biographie, seinen dunklen Geschäften und Gesetzesverletzungen hingegen kein Wort. Kein Wort über die Ermordung des Bürgermeisters Wladimir Petuchow im Jahre 1998, die wie viele andere Delikte auch auf das Konto des sogenannten "Dissidenten" gehen dürfte. Dabei sind wir Deutschen doch angeblich so an "Menschenrechten" und anderen "Werten" interessiert. Doch für die Hinterbliebenen Petuchows setzen sich weder Genscher noch die deutsche Presse ein. Auch keine Rede davon, daß z.B. der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte sich mehrfach geweigert hat, die Mär von der politischen Justiz im Falle Chodorkowskijs zu stützen.

Dabei war der Begnadigung ein Verwirrspiel vorausgegangen, das zeigt, daß die große Schar von Chodorkowskijs Anwälten und PR-Agenten nichts von dem Gnadengesuch ihres Chefs wußte. Nun hat Chodorkowskij in atemberaubender Geschwindigkeit binnen weniger Stunden eine Aufenthaltserlaubnis für Deutschland und den Schengenraum bekommen - andere Bürger Rußlands müssen selbst für ein kurzzeitiges Touristenvisum eine lange und beschwerliche Prozedur auf deutschen Konsulaten durchlaufen. Das dürfte vielen Russen ebenso zu denken geben wie der heiße Empfang, den er hier gefunden hat. Dabei ist er begnadigt worden, weil seine restliche Haftdauer nur noch wenige Monate betrug und seine alte Mutter ernsthaft krank ist (und sich in Deutschland behandeln läßt).

Ob sich Personen, die hier in Deutschland Steuern hinterzogen haben, auch auf ein derartiges Wohlwollen von Politik und Presse stützen können? Oder werden sie nicht eher wie Uli Hoeneß oder Klaus Zumwinkel von der Journaille gegrillt. Dabei könnte man doch auch sie als Widerstandskämpfer gegen den Unsinn des komplizierten Steuerrechts der BRD, verbunden mit einem überbordenden Sozialstaat, sehen. Tut hierzulande aber wohl keiner. Wir lieben Wirtschaftskriminelle nur dann, wenn sie ihre Straftaten in Rußland begehen und so diesen uns verhaßten Staat und seine Bürger schädigen. Oder dürfen bei uns auch Manager, die in den USA verurteilt worden sind, auf eine freundliche Aufnahme inklusive Ministerempfang rechnen?

Bleibt abzuwarten, was mit Chodorkowskij weiter geschehen wird. Eine weitere Karriere in Rußland selbst erscheint nur als Marionette seiner ausländischen Gönner vorstellbar, denn einen Großteil seines erheblichen Privatvermögens hat er verloren. Vielleicht ist die juristische Seite noch gar nicht abgeschlossen, denn es gibt auch außerhalb Rußlands Menschen und Unternehmen, die von ihm geschädigt worden waren. In mehreren Staaten wurde gegen ihn ermittelt und vielleicht klicken demnächst ja in den USA oder der Schweiz bei "M.B.K." die Handschellen. Wie wird unsere Presse dann auf die Festnahme ihres Helden reagieren?

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Montag, 9. Dezember 2013

Kurz zur Lage in der Ukraine

Wie nicht anders zu erwarten, wird die derzeitige Situation in der Ukraine in den hiesigen Medien sehr einseitig dargestellt. Die politischen und ökonomischen Hintergründe werden kaum oder gar nicht erörtert, statt dessen wird - fälschlicherweise - das künstliche Konstrukt "EU" mit "Europa" als geographisch-kulturellem Raum gleichgesetzt. Und Vitali Klitschko wird natürlich wie ein strahlender Held umjubelt.

Als Therapie gegen diese Einseitigkeiten sei die Lektüre von vier Artikeln empfohlen, die von langjährigen intimen Kennern der politischen Szenerie in Kiew verfaßt wurden und sich - im Gegensatz zum Mainstream - um Objektivität bemühen:

M. Schünemann: Sturm vor dem Gipfel von Vilnius

A. Ballin: Kiews schmerzhafter Ost-West-Spagat

W. Fesenko: Die Opposition in Kiew hat die Lage überschätzt

M. Schünemann: Noch immer keine »Lex Timoschenko«