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Montag, 30. Dezember 2013

"Das unbesiegte und unbesiegbare Wolgograd"


Diese Formulierung enthielt das Kondolenztelegramm, welches der serbische Präsident gestern - nach dem ersten Anschlag in Wolgograd - an seinen rußländischen Amtskollegen sandte. Das ist nicht nur Zuspruch, Aufmunterung und historische Remineszenz, es zeigt auch die Stimmung in Stadt und Land nach den beiden Terrorattacken.

Die Anschläge

Der erste Anschlag ereignete sich am Sonntagmittag um 12.45 Uhr Ortszeit am Haupteingang des Wolgograder Hauptbahnhofs. Wie in vielen öffentlichen Gebäuden in Rußland, so befanden sich auch dort Metalldetektoren und Durchleuchtungsgeräte für das Gepäck. Jeder, der den Bahnhof betreten wollte, mußte diese Schleuse passieren. Der Attentäter wollte die Kontrolle offenbar umgehen und sich vorbeidrängeln, hinein in das Innere des Bahnhofsgebäudes. Dabei stellte sich ihm ein 29-jähriger Polizeibeamter in den Weg, so daß sich der Attentäter sofort auf den Weg in das ihm verheißene Paradies machen mußte. Leider hat er dabei viele Menschen mitgenommen: 17 Tote und 45 Verletzte.

Vielleicht muß man dabei sogar von Glück sprechen, denn eine Explosion in einem der beiden Hauptsäle das Bahnhofs wäre noch weitaus verheerender gewesen. Zum Zeitpunkt des Anschlags befanden sich dort mehrere hundert Menschen, die u.a. auf drei Fernzüge warteten. Wegen starken Nebels war der Wolgograder Flughafen während der letzten Tage immer wieder geschlossen worden. Deshalb hatten sich viele Menschen, die in die bevorstehenden Neujahrsferien reisen wollten, für eine Fahrt mit der Eisenbahn entschieden. Somit war der Bahnhof überdurchschnittlich gut besucht. Mitten im gefüllten Wartesaal hätten die 10 kg TNT-Äquivalent der am Körper getragenen Bombe höchstwahrscheinlich erheblich mehr Opfer gefordert.

(Es ist übrigens nicht das erste Mal, daß ein Selbtmordattentäter seine Sprengladung vor einer Metalldetektorkontrolle gezündet hat. Solche sinnvollen Einrichtungen führen naturgemäß manchmal zu Stauungen, so daß der Terrorist doch noch eine größere Anzahl anderer Menschen mit in den Tod nehmen kann. Hier werden sich die Sicherheitsexperten Wege überlegen müssen, die Kontrollstellen zu entwirren und eine eventuelle Explosion auf einen möglichst kleinen Raum zu begrenzen.)

Daß es nicht nur den einen Selbstmörder gab, war schon gestern Abend zu erahnen, nachdem im demolierten Bahnhofsgebäude eine nicht explodierte Splitterhandgranate gefunden worden war. Warum der zweite Attentäter bis zum heutigen Morgen gewartet und nicht schon gestern zugeschlagen hat, um ebenfalls in sein Paradies zu reisen, wird wohl nur Allah wissen.

Heute morgen um 8.25 Uhr, mitten im Berufsverkehr am (vor-)letzten Arbeitstag des Jahres, hat er jedenfalls 4 kg TNT-Äquivalent in einem vollbesetzten Oberleitungsbus der Linie 15 in der Katschinzew-Straße zur Explosion gebracht. Dadurch starben 14 Menschen, 28 Verletzte wurden in die Wolgograder Krankenhäuser verbracht. Nahe der Route des Trolleybusses befindet sich übrigens eines der Spitäler, in dem viele der gestern verletzten Menschen behandelt werden. Ob der Terrorist eigentlich dorthin wollte? 

Das war übrigens der dritte Bombenanschlag, der sich binnen weniger Monate in Wolgograd ereignet hat. Bereits am 21. Oktober hatte sich dort eine Attentäterin in einem Bus in die Luft gesprengt und sieben Menschen mit in den Tod gerissen.

Die Reaktionen

Gestern nachmittag liefen dann die Anti-Terror-Pläne ab wie ein präzises Uhrwerk. Die Verletzten wurden binnen kurzer Zeit in die Krankenhäuser gebracht, das Katastrophenschutzministerium schickte von seinem Zentralen Rettungsdienst in Moskau medizinischen Personal, Psychologen und Ausrüstung per Flugzeug nach Wolgograd, um die örtlichen Hilfskräfte, insbesondere in den Kliniken, zu unterstützen. Einige der transportfähigen Schwerverletzten (dem Anschein nach mit Brandwunden) wurden zwischenzeitlich in Spezialkliniken nach Moskau und Petersburg geflogen. Im Laufe des heutigen Tages, nach dem zweiten Attentat, wurden ein Feldlazarett und weiteres Personal und Material in die Stadt an der Wolga eingeflogen, um die Behandlungskapazitäten zu erweitern.

Für die Verletzten und die Hinterbliebenen der Toten haben Regional- und Föderationsregierung Hilfsgelder bereitgestellt. Unterdessen sind auch die Aufräumarbeiten vorangeschritten. Der Bahnhof, auf den tagtäglich tausende Menschen angewiesen sind, war heute schon wieder benutzbar. (Obwohl die letzte umfangreiche Rekonstruktion des Baudenkmals erst wenige Jahre zurückliegt, wird die nächste im Frühjahr beginnen müssen.) Die Buslinie, welcher der heutige Anschlag galt, wird ab morgen früh wieder nach Fahrplan verkehren. Die über eine Million Einwohner will schließlich transportiert werden.

Besonders bemerkenswert war und ist die Reaktion der Bürger Wolgograds. Obwohl deutsche Zeitungen - die Toten sind noch nicht unter der Erde! - ätzten, die Rußländische Föderation sei ein verfallener Koloß auf tönernen Füßen und die Anschläge würden Präsident Putin lediglich als Vorwand dienen, zeigte sich in der betroffenen Stadt ein gänzlich anderes Bild, was nicht zum Mythos von den egoistischen Russen und ihrer zerfallenden Gesellschaft passen will.

Bereits am Sonntag waren spontan hunderte Bürger zum Hauptbahnhof geeilt und halfen bei der Bergung der Verletzten. Taxifahrer brachten Familienangehörige kostenlos in die Krankenhäuser. Heute haben sich über tausend Menschen in medizinischen Einrichtungen eingefunden, um Blut zu spenden. Dabei kam es zu mehrstündigen Wartezeiten. Andere Freiwillige helfen bei der Betreuung der Betroffenen. Nicht zu vergessen die Blumen, Kerzen und das Kinderspielzeug, die die Menschen an den Orten der Attentate niederlegen.
Gäbe es das alles, wenn die rußländische Gesellschaft tatsächlich das wäre, was deutsche Kommentatoren ihr andichten: atomisiert, von der finsteren Putin-Diktaur unterdrückt und kurz vor dem Auseinanderfallen?


Die Sicherheitsbehörden

Gestern lag das Augenmerk noch zuvörderst auf der Hilfe für die Verletzten und auf dem Beginn der Ermittlungen, insbesondere der Spurensicherung. Heute haben jedoch nicht nur die Kriminaltechniker und Ermittler noch mehr zu tun bekommen, es müssen auch verstärkte Maßnahmen für die Sicherheit der Bürger getroffen werden. Nach Wolgograd wurde zusätzliches Personal von Polizei und Bereitschaftspolizei verlegt. Beim Bestreifen von Straßen, Bussen etc. werden sie von Freiwilligen aus den örtlichen Kosakenverbänden unterstützt.

Um die Wolgograder Sicherheitskräfte zu unterstützen, ist heute Alexander Bortnikow, Chef des Nationalen Antiterrorkomitees und Direktor des Föderalen Sicherheitsdienstes, in die Stadt gereist - wie vor ihm bereits die stellvertretende Premierministerin Olga Golodez und die Gesundheitsministerin Veronika Skworzowa. Am heutigen Abend ist in der Stadt eine erste große Fahndungswelle angelaufen. Von den Sicherheitskräften wurden mehrere hundert verdächtige Personen kontrolliert und davon etwa zwei Dutzend festgenommen, zumeist wegen unerlaubten Führens von Schußwaffen und Verstößen gegen das Aufenthaltsrecht.

Doch solche Großfahndungen werden wohl nur bedingt bei der Ergreifung der Hintermänner helfen. Besser geeignet sind Spezialoperationen, bei denen gezielt gegen bestimmte Terrorverdächtige vorgegangen wird. Sie finden im Nordkaukasus regelmäßig statt, wenn die Behörden Wind von einer Bombenwerkstatt oder einem Waffenversteck bekommen. So gab es auch heute wieder Zugriffe an drei verschiedenen Orten. Die Resultate konnte man im Fernsehen bewundern: Sprengstoff, 3 leichte Granatwerfer im Kaliber 37 mm und ein paar der dazugehörenden Granaten. Kein besonders beeindruckendes Arsenal, wenn man bedenkt, womit die Terroristen der 2000er Jahre ins Gefecht gezogen sind. Aber immer noch genug, um unter den Einwohner einer Großstadt Schaden anzurichten.

Daß man die Hintermänner früher oder später finden und zur Strecke bringen wird, daran besteht bei mir kein Zweifel. Die Verantwortlichen fast aller Anschläge der Vergangenheit wurden entweder festgenommen (was bei den Märtyrerkandidaten die Ausnahme ist) oder aber im Feuergefecht getötet. Das ist nur eine Frage der Zeit. Die Islamisten werden offenbar nervös. Heute haben in Dagestan zwei Terroristen anläßlich einer allgemeinen Verkehrskontrolle aus heiterem Himmel das Feuer auf die Polizeibeamten eröffnet. Der Fahndungsdruck, unter dem sie stehen, muß also sehr hoch sein, denn sie haben den anschließenden Schußwechsel nicht überlebt.

Die Täter

Die beiden jüngsten Attentate zeichnen sich dadurch aus, daß die beiden Täter männlichen Geschlechts waren. Bisher waren in diesem Kontext fast ausschließlich Frauen, die sog. "schwarzen Witwen", aufgefallen. Anscheinend ist der Vorrat an solchen Frauen erschöpft. Der Täter vom Hauptbahnhof konnte mittlerweile als Pawel Petschenkin identifziert werden. Er war wohl ethnischer Russe aus der Republik Mari-El, der sich 2010 nach Dagestan begeben und dort einer Terrorbande angeschlossen haben soll. Seine Eltern hatten ihn versucht, ihn zurückzuholen, doch ohne Erfolg.Die Ermittler gehen davon aus, daß beide Anschläge zusammenhängen.

Das ist insofern bemerkenswert, als auch in den Wolgograder Anschlag vom Oktober ein Russe, der keine persönlichen Bindungen an die Kaukasusregion hatte, involviert war. Ihm erschien der Islam vor allem wegen seines Frauenbildes (Schleier, Unterordnung usw.), was sich doch stark von dem im Rest der rußländischen Gesellschaft unterscheidet, interessant. Und, einmal in diese Subkultur eingetaucht, kam dann eins zum anderen. Offenbar hat Rußland langsam auch ein Problem mit "home grown terrorism" in Gestalt von Personen, denen man das eigentlich nicht zutrauen würde, die der Islamismus in seiner radikalen Gestalt jedoch aus persönlichen Gründen in seinen Bann zieht.

Im übrigen sei auf diesen lesenswerten Text von M. Galeotti verwiesen: "Volgograd’s second bombing demonstrates terrorists’ strengths and weaknesses".

Der politische Hintergrund

Als ich gestern die ersten Bilder aus Wolgograd sah, mußte ich spontan denken: Was dort abläuft, hast du doch schon einmal gelesen. Vor zwei oder drei Jahren hatte die Jamestown Foundation, eines der Zentren der Russophobie in den USA, eine Konferenz in der georgischen Hauptstadt Tiflis durchgeführt, auf der darüber diskutiert wurde, ob man Rußland nicht am besten dadurch schaden könnte, indem man kurz vor Beginn der Olympischen Winterspiele in Sotschi ein paar Terroranschläge inszeniert. Die Stiftung hatte darüber seinerzeit in ihrem E-Mail-Rundbrief auch ganz offen berichtet. Und nun ist genau das eingetreten - ein komischer Zufall ...

Das offensichtliche Ziel der Anschläge ist das Provozieren von Auseinandersetzungen zwischen den Nationalitäten, die in der Rußländischen Föderation leben. Die russische Mehrheitsbevölkerung soll zu Ausschreitungen gegen Muslime, insbesondere aus dem Nordkaukasus, angestachelt werden. Dies würden die Islamisten dann in den ausländischen Medien wiederum als Xenophobie der bösen Russen, gegen die man sich mit weiteren Terroranschlägen "wehren" müsse. Gegen diese Absicht stehen allerdings die religiösen Führer Rußlands. Der orthodoxe Metropolit von Wolgograd ruft dazu auf, nicht nach Feinden zu suchen, sondern sich im herzlichen Gebet zu vereinen. Und der Mufti von Ufa betont, solche Selbstmordattentate könnten mit keiner religiösen Auffassung begründet werden. Hoffentlich bleibt es in dieser Hinsicht ruhig und Nawalnyj und seine "demokratischen" Konsorten gießen nicht weiteres Öl ins Feuer, indem sie gegen Kaukasier hetzen.

Bemerkenswert auch die extrem zurückhaltende Reaktion der deutschen Politiker und Journalisten. Was in Wolgograd geschehen ist, paßt offenbar nicht recht in die Strategie ihrer rußlandfeindlichen Agitation. Deshalb werden die Terroranschläge demonstrativ wenig behandelt, während das Schicksal von Michael Schuhmacher und andere Themen hervorgehoben werden. Für unsere Medien sind die Russen immer die Bösen und alle Ereignisse, die sich nicht in diesem Sinne ausschlachten lassen, werden entweder kleingeredet oder vollständig ignoriert. Die Aufmerksamkeit und Anteilnahme wäre um ein Vielfaches größer, hätte es sich bei den Opfern um Franzosen, Briten oder Amerikaner gehandelt.

Aus aller Welt treffen zwar Beileidsbekundungen in Moskau ein, doch bei manchen bestehen erhebliche Zweifel an der Aufrichtigkeit. Islamistische Terroristen aus Rußland werden doch vielerorts (leider auch in Deutschland) hofiert, als romantische Freiheitskämpfer verklärt und mit dem schützenden Status eines "politischen Flüchtlings" versehen. Und bestimmte US-Senatoren haben bereits mehrfach gefordert, man solle sie doch mit Waffen versorgen. (So, wie die islamistischen Kämpfer in Syrien.)

Und der ohnehin - wie 1980 - geplante Boykott der olympischen Spiele ließe sich mit Sicherheitsbedenken viel einfacher begründen. (Überhaupt war es doch naiv von den Russen, zu glauben, der "Westen" würde ihnen eine Olympiade zugestehen. 1980 war man in der "freien Welt" angeblich um das Schicksal des afghanischen Volkes besorgt. Nachdem 21 Jahre später dieselben Staaten dann Afghanistan besetzt hatten, forderte niemand einen Ausschluß dieser Staaten von den Spielen. Die letzten Winterspiele fanden durchweg in Ländern statt, die sich am Afghanistankrieg beteiligt und Besatzungstruppen gestellt hatten, nämlich in den USA [2002], Italien [2006] und Kanada [2010]. Von ernstzunehmenden Boykottaufrufen war in diesen Fällen nichts zu vernehmen. Manche dürfen eben alles ...)

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Dienstag, 22. November 2011

Der Tod des Alexander Gribojedow

Im Zentrum Sankt Petersburgs quert der Gribojedow-Kanal den Newskij-Prospekt und fließt dann an der Kasaner Kathedrale vorbei. Doch wer war eigentlich der Namensgeber dieses Kanals? Alexander Sergejewitsch Gribojedow wurde am 4. Januar 1795 in Moskau geboren. In seiner Jugend durchlief er die damals für das Zarenreich typische Laufbahn: Universitätsstudium, Militärdienst in einem Husarenregiment, Tätigkeit in der öffentlichen Verwaltung. Von 1818 bis 1822 arbeitete er an der russischen Botschaft in Teheran; danach war er in Tiflis tätig. Er liebte diesen Landstrich und ehelichte eine georgische Prinzessin. Daneben versuchte er sich als Schriftsteller und Dramatiker. Sein Komödie „Gore ot uma“ (dt.: Wehe dem Verstand) ist noch heute ein beliebtes Theaterstück.

Bemerkenswert sind vor allem die Umstände von Gribojedows Tod. Ab 1828 war er, der mit den Verhältnissen des Landes gut bekannt war, als russischer Botschafter in Teheran. Nach dem Persisch-russischen Krieg der Jahre 1826 bis 1828, der mit Gebietsverlusten für Persien endete (so mußte u.a. das christliche Armenien von den Truppen des Schah geräumt werden), war die Stimmung dort noch aufgeheizt. Englische Agenten heizten sie – ganz im Sinne des „Great Game“ – weiter an und so wurde die russische Botschaft in Teheran im Januar 1829 von einem wütenden Mob gestürmt. Dabei wurde Gribojedow, der die Eindringlinge aufhalten wollte, ermordet und verstümmelt.

Der Dichter Alexander Puschkin, der im selben Zeitraum den Kaukasus bereiste, berichtete später von der Begegnung mit dem Sarg Gribojedows mitten im Gebirge:
"[…]

Zwei Ochsen, vor eine Arba gespannt, erklommen die steile Straße. Einige Georgier begleiteten die Arba. Wo kommt ihr her, fragte ich sie. Aus Teheran. – Was führt ihr mit euch? – Griboed. Es war der Körper des getöteten Griboedov, den sie nach Tiflis begleiteten.

Nie hätte ich gedacht, je noch einmal unserem Griboedov zu begegnen! Wir schieden im vergangenen Jahr in Petersburg, vor seiner Abreise nach Persien. Er war bekümmert und hatte sonderbare Vorahnungen. Ich hatte ihn beruhigen wollen; er sagte zu mir: Vous ne coinnaissez pas ces gens-la: vous verrez qu’il faudra jouer des couteaux. Er nahm an, Ursache des Blutbades werde der Tod des Schahs und der Familienzwist unter seinen siebzig Söhnen werden. Doch der hochbetagte Schah ist immer noch am Leben, und Griboedovs prophetische Worte sind in Erfüllung gegangen. Er ist durch die Dolche der Perser gefallen, Opfer der Unwissenheit und des Treubruchs. Sein verunstalteter Leichnam, drei Tage lang Spielzeug des Teheraner Pöbels, ist nur an der hand wiedererkannt worden, die einst [im Duell] eine Pistolenkugel durchschlagen hatte.

Ich habe Griboedov im Jahre 1817 kennengelernt. Sein melancholischer Charakter, sein erzürnter Verstand, seine Gutmütigkeit, selbst seine Schwäche und Laster, unumgängliche Gefährten der Menschheit, – alles an ihm war außergewöhnlich attraktiv. Geboren mit einem Ehrgeiz, seiner Begabung ebenbürtig, war er lange Zeit verstrickt in die Netze kleinlicher Nöte und der Ungewißheit. Die Fähigkeiten zum Staatsmann blieben ungenutzt, das Talent zum Dichter wurde nicht anerkannt; selbst seine kaltblütige und glänzende Tapferkeit wurde eine Zeit lang in Zweifel gezogen. Einige Freunde kannten seinen Wert und bekamen das Lächeln des Argwohns zu sehen, dieses dumme unerträgliche Lächeln, wenn sie Gelegenheit nahmen, von ihm als einem außergewöhnlichen Menschen zu sprechen. Die Leute glauben nur dem Ruhm, und sie begreifen nicht, daß sich unter ihnen ein Napoleon befinden könnte, der kein einziges Jägerbataillon befehligt, ein zweiter Descartes, der keine einzige Zeile im „Moskauer Telegraphen“ veröffentlich hat. Übrigens rührt unsere Verehrung des Ruhmes vielleicht aus der Eitelkeit: ist Bestandteil des Ruhmes doch auch unsere eigene Stimme.

Griboedovs Leben war von einigen Wolken verdunkelt: Folge flammender Leidenschaften und mächtiger Umstände. Er verspürte die Notwendigkeit, ein für alle Male mit seiner Jugend abzurechnen und sein Leben jäh zu wenden. Er nahm Abschied von Petersburg und der müßigen Zerstreuung, reiste nach Georgien, wo er acht Jahre in einsamer, unermüdlicher Tätigkeit verbrachte. Seine Rückkehr nach Moskau im Jahr 1824 wurde zur Wende seines Schicksals und zum Beginn unablässiger Erfolge. Seine unveröffentlichte Komödie „Weh dem, der denkt“ erzeugte eine unbeschreibliche Wirkung und stellte ihn mit einem Schlag in eine Reihe mit unseren ersten Dichtern. Einige Zeit später eröffnete ihm die genaue Kenntnis der Gegend, in der der Krieg ausbrach, ein neues Betätigungsfeld, er wurde zum Gesandten ernannt. In Georgien eingetroffen, heiratete er die, die er liebte … Ich kenne nichts Beneidenswerteres aus den letzten Jahren seines stürmischen Lebens. Der Tod, der ihn fand im tapferen, ungleichen Kampf, hatte für Griboedov nichts Schreckliches, nichts Qualvolles. Er kam im Augenblick und war schön.

[…]" (A. Puschkin: Die Reise nach Arzrum während des Feldzugs im Jahre 1829, 2. Aufl., Berlin 1998, S. 45 ff.)
Die sterblichen Überreste Alexander Gribojedows ruhen seit 1832, auf Wunsch seiner Witwe, im Tifliser Pantheon. Der diplomatische Eklat infolge seiner Ermordung veranlaßte den Schah dazu, einen Gesandten nach St. Petersburg zu schicken, der, mit Geschenken versehen, die Wogen wieder glätten sollte.

Der Vorfall im Jahr 1829 zeigt, daß man in Persien, dem heutigen Iran, schon damals ein Problem mit ausländischen Diplomaten hatte. Das Schauspiel sollte sich im November 1979 wiederholen, nur daß diesmal die Botschaft der USA gestürmt wurde. Glücklicherweise wurde dabei keiner der 52 Amerikaner getötet, doch mußten sie über ein Jahr in Geiselhaft ausharren.


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Mittwoch, 1. Juni 2011

Washingtoner Shizophrenien


Die Jamestown Foundation ist einer von vielen "Think-tanks", die ihre Heimat in der Hauptstadt der Vereinigten Staaten von Amerika gefunden haben. Das besondere an der Stiftung ist freilich ihr Fokus auf Eurasien, insbesondere Rußland. Gegründet wurde sie 1984, um sowjetischen "Dissidenten" (besser gesagt: Deserteuren) eine publizistische Plattform in den USA zu bieten und so das Feindbild des Kalten Krieges am laufen zu halten. Dabei erfreut sich die Stiftung bis heute enger, auch finanzieller Beziehungen zu Regierungsstellen. An der ersten Zielsetzung hat sich bis heute kaum etwas geändert, werden doch alle Vorgänge innerhalb Rußlands dezidiert negativ dargestellt.

Demgegenüber steht die positive Bewertung der "arabischen Revolution", also der Unruhen, die seit Beginn dieses Jahres den Nahen und Mittleren Osten erschüttern. Sie werden etwa in diesem Text vom 8. Februar 2011 als Warnung an Putin und Medwedew bezeichnet.

Etwas differenzierter sieht man die Lage in Aserbaidshan. Der dort seit 2003, bereits als zweiter seiner Familiendynastie, regierende Ilcham Alijew wird in diesem Beitrag vom 5. April zwar nicht direkt vor der gegen ihn gerichteten Opposition in Schutz genommen. Doch macht man sich über die oppositionellen Demonstranten lustig: Sie hätten sich lediglich an einer schlecht vorbereiteten Kopie der arabischen Revolutionen versucht.

Gänzlich auf der Seite der Herrschenden steht die Jamestown Foundation in Georgien. Als es in der vergangenen Woche zu großangelegten Protesten gegen den immer diktatorischer Regierenden Präsidenten Saakaschwili kam, die von den Sicherheitskräften mit Gewalt aufgelöst wurden, war von der sonst in den USA üblichen Sympathie für Demonstranten und ihre Versammlungsfreiheit nichts mehr zu spüren. Statt dessen wird die georgische Opposition als militant und unpatriotisch verdammt und ihr gar vorgeworfen, einen von Rußland gesteuerten Staatsstreich gegen den "Musterdemokraten" Saakaschwili unternommen zu haben.

Dies überrascht freilich nicht. "Demokratieförderung" ist in den Augen der Jamestown-Verantwortlichen nur dann statthaft, wenn sie sich gegen Rußland richtet. Auf die Person des jeweiligen Präsidenten der RF und dessen konkrete Politik kommt es dabei nicht an; das ist institutionalisierte Russophobie. Und die Staatschefs Aserbaidshans und Georgiens sind nun einmal getreue Verbündete der USA im Kaukasus, die zum Teil eine dezidiert antirussische Politik verfolgen und - wie Saakaschwili - nicht einmal vor dem Auslösen eines Krieges zurückschrecken. Dies stört Jamestown freilich nicht; diese Alliierten müssen um jeden Preis positiv dargestellt werden. Wer gegen sie auftritt, ist somit kein Demokrat oder legitimer Oppositioneller, sondern ein gewalttätiger Landesverräter, der verhaftet werden muß, um nicht als vermeintlich "fünfte Kolonne" für den rußländischen Hauptfeind zu wirken.

Dies war keineswegs der erste Polizeieinsatz gegen die Opposition in Georgien. Seit Jahren gehen Sakaschwilis Sicherheitskräfte mit teilweise großer Brutalität, die auch schon Todesopfer forderte, gegen die politischen Gegner ihres Präsidenten vor. Bezeichnenderweise wurde und wird dies im "Westen" kaum wahrgenommen. Wenn aber in Moskau ein paar Demonstranten vorsichtig von einer verbotenen Kundgebung weggetragen werden, dann ist der mediale Aufschrei groß und vom Ausland wird eine unumschränkte Versammlungsfreiheit eingefordert (die es freilich in keinem der dies fordernden Staaten gibt).

Für die Jamestown-Autoren stellt sich jedoch nicht einmal die Frage, ob Saakaschwilis Vorgehen rechtmäßig war oder ob man seinen Gegnern nicht ein Minimum an Legitimität konzedieren sollte. Nein, der georgische Staatschef ist der gute und muß bedingungslos unterstützt werden. Er ist schließlich ein "guter Diktator", der bereit ist, die "freie Welt" vor dem Ansturm des "expansiven russischen Bären" zu verteidigen. Wen kümmern denn insofern Fragen der Demokratie und Rechsstaatlichkeit? Da stellt auch kaum jemand kritische Fragen, wenn die regierung den Protestierern nicht nur unerlaubte Demonstrationen, sondern auch geplante Terroranschläge vorwirft.


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Foto: RIA Nowosti.

Donnerstag, 7. April 2011

"Terroristenjagd ist Krieg"

Am 21. März hat die Nachrichtenagentur RIA Nowosti ein Interview mit Alexej Filatow veröffentlicht. Filatow, Oberstleutnant a.D., war selbst Angehöriger der Spezialeinheit "Alfa" und ist heute Vizepräsident des internationalen Veteranenverbandes dieser Anti-Terror-Einheit. Während des Pressegesprächs hat er seine Ansichten zu einigen Aspekten der Terroristenbekämpfung dargelegt:
"[...]

RIA Novosti: Herr Filatow, nach der Terrorattacke auf die USA im September 2001 kann man sagen, dass der Kampf gegen den Terror in eine neue Phase eingetreten war, die bereits zehn Jahre dauert. Welche positiven Ergebnisse der Terrorbekämpfung sind erkennbar? Terroristen verüben nach wie vor Anschläge, bei denen viele Menschen sterben. Was halten Sie für das größte Problem dabei?

Alexej Filatow: Im Jahr 2001 hat in der Welt, darunter in den USA, eine neue Ära begonnen. In Russland begann sie meines Erachtens noch früher, und zwar 1995, als die russische Regierung erstmals mit einer neuen Art des Terrors konfrontiert wurde. Damals wurde ein Krankenhaus in der Stadt Budjonnowsk (Region Stawropol) von 200 Banditen überfallen, die etwa 2000 Menschen als Geiseln nahmen. [Vgl. hier.] Für die russischen Behörden war das eine völlig neue Herausforderung.

RIA Novosti: Hatten Sie sich an Befreiungsaktionen zuvor schon beteiligt?

Alexej Filatow: Wir konnten uns nicht einmal vorstellen, dass eine Geisel zu Schaden kommen würde. Im Grunde war es unsere Aufgabe, die Terroristen nicht zu eliminieren, sondern zu entwaffnen und lebendig festzunehmen. Wenn wir entführte Flugzeuge stürmten, durften wir sie nicht beschädigen - das war aus Kostengründen wichtig. Wir setzten oft Sonderwaffen ein, die die Außenhülle des Flugzeugs nicht beschädigten. Im Grunde waren das traumatische Waffen. Einige Offiziere hatten bei Erstürmungen überhaupt keine tödlichen Patronen bei sich und verließen sich nur auf den Faustkampf. Die Waffen dienten dabei nur als Einschüchterungsmittel. In Budjonnowsk standen wir jedoch etwas völlig Neuem gegenüber. In der russischen Staatsführung fand sich keine einzige Person, die die Verantwortung für den Tod von Unschuldigen übernehmen könnte. Bereits das Jahr 1995 bedeutete für Russland ein Wendepunkt im Kampf gegen den Terror. Wir mussten neue Vorgehensweisen trainieren und brauchten neue Ausrüstung, neue Taktiken, neue Rekrutierungs- und Trainingsmethoden. Alles veränderte sich, auch unsere Psyche.

RIA Novosti: Aber es werden immer wieder neue Anschläge verübt, besonders in letzter Zeit.

Alexej Filatow: Derzeit wird ein Krieg gegen den Terrorismus geführt, auch wenn das offiziell nicht anerkannt wird. Wir neutralisieren und töten die Banditen. Sie widersetzen sich uns. Manchmal sind ihre Aktionen gegen Zivilisten gerichtet. Das ist ein richtiger Krieg. Wenn wir fast täglich über die Festnahme von Terroristen berichten, über das Aufspüren von Waffenlagern, über die Eliminierung der Banditen, die auf der Fahndungsliste standen, wird das als Selbstverständlichkeit angesehen. Man sollte aber eines verstehen: Wir haben es nicht mit drogenabhängigem Abschaum zu tun, sondern mit richtigen Banditen, die außerdem gut organisiert sind. Indem wir ihnen Schäden zufügen, provozieren wir Gegenreaktionen. Sie wollen nicht aufgeben und reagieren auf unsere Aktivitäten. Ihre Methode sind nun einmal terroristische Aktionen. Ich halte Terroranschläge für ein schweres Verbrechen, das gut organisiert ist und große Folgen für den Ruf eines Landes hat. Das Schlimmste kommt immer nach einem Anschlag: Die Bevölkerung verliert den Glauben an ihre Sicherheit und Zukunft, wobei die Sicherheit wohl das wichtigste Gut für jeden Menschen ist. Dementsprechend verliert man das Vertrauen zur Regierung. Das wollen eben die Terroristen erreichen.

RIA Novosti: Sie waren an vielen Sondereinsätzen beteiligt, darunter an der Geiselbefreiung in Budjonnowsk. Wie kann man in solchen Situationen ein normaler Mensch bleiben?

Alexej Filatow: Das ist eine schwierige Frage. Wer an einem Krieg teilgenommen hat, wer den Tod gesehen hat und selbst töten musste, der wird schnell erwachsen und ist schon mit 30 bzw. 40 Jahren ein sehr weiser Mensch. Denn die Mitglieder unserer Abteilung sind schon gut ausgebildete Menschen und wissen genau, was sie eingehen und was sie riskieren. Das ist eine schwere Aufgabe, aber Jahre später erinnere ich mich noch an die alten Zeiten und denke, dass sie glücklich für mich waren. Die Emotionen und Gefühle nach einem erfolgreichen Kampf, wenn man ein oder viele Leben gerettet hat, kann man nicht mit Worten beschreiben.

RIA Novosti: Sie haben gesagt, dass die Alpha-Sondereinheit ein eingespieltes Team ist, dessen Mitglieder sich absolut vertrauen. Wurde innerhalb des Teams jemals die so genannte „Nationalfrage“ gestellt?

Alexej Filatow: Ich komme aus Moskau und habe in der Stadt Orjol studiert. Damals teilte ich mir das Zimmer mit Usbeken, Kasachen, Weißrussen und Ukrainern. Deshalb gab es damals keine religiösen Fragen. Ich bin ein Sicherheitexperte, für mich ist die Nationalität oder Religion unwichtig. Eine andere Sache ist allerdings, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt. Die Motivation hat vor allem wirtschaftliche Gründe. Jedes Mal, wenn ein Krieg ausgelöst wird - und der Terror gehört im Grunde dazu - geht es um die Wirtschaft. Aber um einen zu motivieren, reicht ein Rubel nicht aus - da sind zehn Rubel erforderlich. Dann finden die Auftraggeber einen Ausweg: Sie bezahlen nur einen Rubel und ersetzen den Rest durch Religion. Viele Menschen wissen nicht, was Religion ist, wenn sie einmal die Bibel oder den Koran in die Hand genommen haben. Man muss schon ein Grundwissen haben. Denn in jeder Religion gibt es Aspekte, die aus dem Kontext gerissen werden können und einen Menschen in eine ganz andere Richtung lenken können. Meines Erachtens geht es also nicht um Religion, obwohl ich denke, dass die Zuspitzung der terroristischen Gefahr unter anderem mit der „religiösen Frage“ verbunden ist. Denn die Aussage von Karl Marx, die Religion sei „das Opium des Volkes“, ist richtig. Die „religiöse Frage“ darf man nicht ignorieren, aber man kann auch nicht behaupten, dass eine Religion gut und eine andere schlecht wäre.

RIA Novosti: Herr Filatow, wir danken Ihnen für das Gespräch.

[...]"

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Foto: www.politline.ru.

Mittwoch, 26. Januar 2011

26.01.2011: Text des Tages

Den in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebenden russischen Schriftsteller und Offizier Michail Lermontow hatte ich in diesem Blog schon desöfteren erwähnt (vgl. hier und hier). Der "Sänger des Kaukasus" hatte während seines Dienstes in dieser wilden Gebirgsregion hinreichend Gelegenheit, sich mit den dort lebenden Menschen vertraut zu machen. Vor kurzem bin ich auf einen weiteren kurzen Text aus seiner Feder mit dem Titel "Der Kaukasier" gestoßen. Gemeint sind damit aber nicht die eigentlichen Bewohner des Kaukasus, die christlichen und muslimischen Clans und Stämme, sondern jene aus dem russischen Kernland kommenden Offiziere, die zum Dienst im brodelnden Unruheherd verpflichtet worden waren. (Man beachte bitte auch Lermontows waffenkulturelle Einlassungen. ;-))
"[...]

Erstens, was ist ein Kaukasier und wie pflegen Kaukasier zu sein?

Ein Kaukasier ist ein halb russisches, halb asiatisches Wesen; die Neigung zu orientalischen Sitten überwiegt bei ihm, doch in Gegenwart Fremder, das heißt in Gegenwart Reisender aus Rußland, schämt er sich dieser Neigung. Er ist zumeist dreißig bis fünfundvierzig Jahre alt, sein Gesicht sonnengebräunt und etwas pockennarbig; ist er kein Stabskapitän, dann gewiß Major. Echte Kaukasier finden Sie in der Linie; jenseits der Berge, in Georgien, haben sie eine andere Abstufung; zivile Kaukasier sind selten; sie stellen zumeist eine ungeschickte Nachahmung dar, und treffen Sie einmal einen echten unter ihnen an, dann höchstens bei den Regimentsärzten.

Ein echter Kaukasier ist ein bewundernswerter Mensch, würdig jeder Achtung und Teilnahme. Bis zu seinem achtzehnten Lebensjahr wird er im Kadettenkorps erzogen und als ausgezeichneter Offizier entlassen, heimlich hat er im Unterricht den "Gefangenen im Kaukasus" [von Puschkin, E.K.] gelesen und ist in Leidenschaft für den Kaukasus entbrannt. Mit zehn Kameraden wird er auf Staatskosten dorthin geschickt – mit großen Hoffnungen und kleinem Koffer. Schon in Petersburg läßt er sich einen Achaluchi nähen und ersteht eine zottige Mütze und eine Tscherkessenpeitsche für den Postkutscher. In Stawropol angekommen, bezahlt er einen lumpigen Dolch viel zu teuer und legt ihn in den ersten Tagen weder bei Tag noch bei Nacht ab, bis er dessen überdrüssig ist. Endlich findet er sich bei seinem Regiment ein, das in irgendeiner Staniza sein Winterquartier bezogen hat, hier verliebt er sich, wie es sich gehört, in ein Kosakenmädchen, einstweilen bis zur Expedition; alles wunderschön und so poetisch! Dann rückt man zu der Expedition aus; unser Jüngling ist überall zu finden, wo auch nur eine Kugel schwirrt. Er nimmt sich vor, zwei Dutzend Bergbewohner mit eigenen Händen zu fangen, er träumt von schrecklichen Schlachten, Strömen von Blut und Generalsepauletten. Im Traum vollbringt er wahre Heldentaten – ein Wunschbild, Unsinn, vom Feind ist weit und breit nichts zu sehen, Scharmützel sind selten, und die Bergbewohner halten, zu seinem großen Leidwesen, den Bajonetten nicht stand, lassen sich nicht gefangennehmen, sondern bringen ihre Haut in Sicherheit. Zudem ist im Sommer die Hitze schier unerträglich, im Herbst Regen und Schnee und Kälte. Langweilig! Fünf, sechs Jahre verstreichen: ein ständiges Einerlei. Er sammelt Erfahrungen, wird kaltblütig und spottet über die Neulinge, die ohne Notwendigkeit ihr Leben riskieren.

Unterdessen zieren zwar viele Kreuze seine Brust, die Beförderung aber läßt auf sich warten. Er ist düster und wortkarg geworden; er macht es sich gern gemütlich und raucht sein Pfeifchen; in Mußestunden liest er auch Marlinski und erklärt, er sei sehr gut; auf Expeditionen ist er nicht mehr versessen: Eine alte Wunde schmerzt! Die Kosakenmädchen reizen ihn nicht, eine Zeitlang hat er von einer gefangenen Tscherkessin geträumt, jetzt jedoch auch diesen fast unerfüllbaren Traum vergessen. Statt dessen hat er eine neue Leidenschaft, und gerade die macht ihn zum echten Kaukasier.

Entstanden ist diese Leidenschaft folgendermaßen: In der letzten Zeit hat er sich mit einem friedlichen Tscherkessen angefreundet und reitet nun des öfteren zu ihm in den Aul. Fremd den Raffinements des Lebens in der vornehmen Welt und in der Stadt, hat er Gefallen an dem wilden Leben gefunden, von der Geschichte Rußlands und der europäischen Politik weiß er nichts, dafür hat er eine Vorliebe für die poetischen Überlieferungen des kriegerischen Volkes entwickelt. Die Sitten und Gebräuche der Bergbewohner sind ihm geläufig, er kennt ihre Helden dem Namen nach und hat sich die Ahnentafeln der wichtigsten Familien gemerkt. Er weiß, welcher Fürst verläßlich und welcher ein Gauner, wer mit wem befreundet ist und zwischen wem Blutsfeindschaft besteht. Er versteht ein bißchen Tatarisch; er hat sich einen Säbel, einen echten Gurda, angeschafft, einen Dolch, einen alten Basalai, eine Pistole von jenseits des Kuban, ein ausgezeichnetes Krimgewehr, das er selbst einfettet, ein Pferd, einen reinrassigen Schalloch, und eine vollständige Tscherkessentracht, die er nur bei wichtigen Anlässen anlegt und die ihm irgendeine wilde Fürstin genäht und zum Geschenk gemacht hat. Seine Vorliebe für alles Tscherkessische grenzt schon ans Unglaubliche. Er ist bereit, den ganzen Tag mit einem schmutzigen Usden über ein lumpiges Pferd und ein rostiges Gewehr zu reden, und es gefällt ihm sehr, andere in die Geheimnisse der asiatischen Sitten einzuweihen. Ihm sind verschiedene, höchst erstaunliche Dinge passiert, denken Sie! Kauft ein Neuling bei seinem Freund, dem Usden, eine Waffe oder ein Pferd, lächelt er nur insgeheim. Über die Bergbewohner äußert er sich so: »Ein guter Menschenschlag, aber ganz schreckliche Asiaten! Die Tschetschenen allerdings sind Lumpen, dafür sind die Kabardiner einfach Prachtkerle; auch unter den Schapsugen gibt es tüchtige Leute, allerdings können sie sich mit den Kabardinern nicht messen, weder verstehen sie es, sich so zu kleiden noch so zu reiten . . . wenn sie auch makellos leben, ganz makellos!«

Man muß die Voreingenommenheit eines Kaukasiers besitzen, um in einer Tscherkessensaklja etwas Makelloses zu finden.

Die Erfahrung langer Kriegszüge hat ihn nicht die Findigkeit gelehrt, die Armeeoffizieren sonst eigen ist; er kokettiert mit seiner Sorglosigkeit und der Gewohnheit, die Unbequemlichkeiten des Soldatenlebens hinzunehmen, er führt nur einen Teekessel mit sich, und selten wird auf seinem Biwakfeuer Kohlsuppe gekocht. Bei Hitze wie bei Kälte trägt er unter dem Gehrock einen wattierten Achaluchi und auf dem Kopf eine Schaffellmütze; er hat eine starke Abneigung gegen Mäntel und zieht die Burka vor; die Burka ist seine Toga, darin hüllt er sich ein; der Regen tropft ihm in den Kragen, der Wind schlägt die Burka auseinander – halb so schlimm! Die durch Puschkin, Marlinski und Jermolows Porträt berühmt gewordene Burka kommt nicht von seiner Schulter, er schläft darauf und deckt sein Pferd damit zu; er greift zu den verschiedensten Listen und Schlichen, um eine echte Andijer Burka zu ergattern, namentlich eine weiße, unten mit schwarzer Borte, und dann sieht er schon mit einer gewissen Verachtung auf die anderen herab. Den eigenen Worten zufolge ist sein Pferd erstaunlich schnell – auf weiten Strecken. Lächerliche fünfzehn Werst mag er darum mit Ihnen auch nicht reiten. Fällt ihm der Dienst mitunter auch schwer, er hat es sich zur Maxime gemacht, das Leben im Kaukasus zu loben; jedem, der es hören will, sagt er, der Dienst im Kaukasus sei sehr angenehm.

Aber die Jahre vergehen, der Kaukasier ist schon vierzig, es zieht ihn nach Hause, und wenn er nicht verwundet ist, verfährt er manchmal folgendermaßen: Während eines Feuerwechsels legt er den Kopf hinter einen Stein, die Beine aber streckt er zwecks Erlangung der Pension vor; dieser Ausdruck ist dort durch den Brauch geheiligt. Die wohltätige Kugel trifft ihn ins Bein, und er ist glücklich. Der Abschied mit Pension springt dabei heraus, er kauft einen kleinen Wagen, spannt ein paar Schindmähren davor und macht sich gemächlich auf den Weg in die Heimat; auf Poststationen hält er jedoch stets, um mit den Durchreisenden zu plaudern. Wenn Sie ihm begegnen, erkennen Sie ihn sofort als echten Kaukasier, denn selbst im Gouvernement Woronesh schnallt er Dolch oder Säbel nicht ab, weil sie ihm nicht hinderlich sind. Der Stationsaufseher hört ihm respektvoll zu, und erst hier erlaubt sich der pensionierte Held, zu renommieren und Geschichten zu erfinden; im Kaukasus ist er bescheiden – aber schließlich und endlich, wer sollte ihm in Rußland beweisen, daß ein Pferd nicht in einem Ritt zweihundert Werst zurücklegen kann und kein Gewehr der Welt auf vierhundert Sashen ins Ziel trifft? Aber ach, meistens vermodern seine Gebeine in muselmanischer Erde. Er heiratet selten, und bürdet ihm das Schicksal doch eine Gemahlin auf, bemüht er sich, in eine Garnison versetzt zu werden, und beschließt seine Tage in irgendeiner Festung, wo ihn seine Gattin vor einer für den Russen so verhängnisvollen Gewohnheit bewahrt.

Jetzt noch zwei Worte über die anderen Kaukasier, die nicht echten. Der georgische Kaukasier unterscheidet sich vom echten dadurch, daß er eine große Vorliebe für Kachetinerwein und weite seidene Pluderhosen hat. Der zivile Kaukasier legt selten asiatische Kleidung an; er ist mehr mit der Seele als mit dem Leib Kaukasier: Er befaßt sich mit archäologischen Entdeckungen, verbreitet sich gern über den Nutzen des Handels mit den Bergbewohnern sowie über Mittel, diese zu unterwerfen und zu bilden. Hat er dort einige Jährchen abgedient, kehrt er für gewöhnlich mit einem Rang und roter Nase nach Rußland zurück.

[...]"


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Mittwoch, 24. November 2010

Die Krake des Islamismus


Am Dienstagabend ging eine kleine, aber in ihrer Bedeutung kaum zu überschätzende Meldung durch die Medien: Infolge der von belgischen Sicherheitsbehörden initiierten Ermittlungen wurden in Belgien, den Niederlanden und Deutschland elf Personen festgenommen. Ihnen wird neben der Planung eines Anschlags in Belgien die Unterstützung islamistischer Kämpfer in Rußland, Afghanistan und dem Irak (insbesondere durch die Rekrutierung von Kämpfern) zur Last gelegt (vgl. hier und hier). Inzwischen wurden gegen die meisten der Festgenommenen Haftbefehle erlassen.

Das besondere an diesem, aus deutscher Sicht eher unspektakulären Fall ist, daß europäische Sicherheitsbehörden endlich öffentlich einräumen, daß es sich bei den Terroristen in Tschetschenien und dem übrigen Nordkaukasus nicht um ein paar romantische Bergstämme handelt, die lediglich um ihre "Befreiung vom Joch der russischen Fremdherrschaft" kämpfen. Vielmehr sind es - seit über zehn Jahren wohlgemerkt! - zumeist Islamisten, die mittlerweile für die Errichtung eines übernationalen Gottesstaates kämpfen und international bestens vernetzt sind. Und bei der Wahl ihrer Ziele beschränken sie sich keineswegs auf Rußland, sondern schrecken - wie der jüngste Fall belegt - auch vor Attentaten in Europa nicht zurück.

Diese Erkenntnis ist gerade auch für Deutschland so wichtig. Man kann "gute" und "böse" Islamisten, "Freiheitskämpfer" und "Terroristen" nicht voneinander unterscheiden. Dem steht die Logik des weltweiten Dschihad entgegen: Wer heute bereit ist, sich in Moskau in die Luft zu sprengen, um Ungläubige zu töten, würde dasselbe morgen auch in Paris oder Washington tun. Und darauf haben Experten wie Berndt Georg Thamm immer wieder hingewiesen. Doch sie mußten sich oft herbe Kritik gefallen lassen, denn in einigen EU-Staaten hat sich eine virulente und politisch einflußreiche Tschetschenien-Lobby ausgebreitet. So dürfen nicht nur hierzulande, sondern auch in Polen, dem Baltikum und Großbritannien exilierte Kämpfer wie z.B. Achmed Sakajew unbehelligt leben und umfangreiche politische Aktivitäten entfalten. (Details dazu werden Gegenstand eines späteren Artikels sein.)

Der genannte Sakajew ist heute freilich ziemlich einflußlos und sonnt sich nur noch in seinen selbstverliehenen Amtstiteln (auch wenn er kürzlich den Titel eines "Ministerpräsident" abgelegt hat). Dennoch ist er ein Testfall für den Umgang der EU mit Terroristen, deren Aktivitäten sich nicht primär gegen Europa richten. Seine Verhaftung und Auslieferung an Rußland scheiterten mehrfach, zuletzt im September 2010 in Polen - trotz eines internationalen Haftbefehls. Dabei beruft er sich auf seinen in GB verliehenen Status als politischer Flüchtling.

Ein ähnlicher Fall wie der aktuelle in Belgien hatte im Juli 2010 erheblich weniger Aufsehen erregt. Die französische Polizei nahm damals in Le Mans drei Tschetschenen fest (ebenfalls Asylanten), die verdächtigt wurden, Kontakte zur Gruppe Doku Umarows zu unterhalten (vgl. hier und hier).

Auch in den Vereinigten Staaten von Amerika beginnt man langsam damit, die eigene Rhetorik vom "Krieg gegen den Terror" etwas ernster zu nehmen. Jahrelang erfreuten sich Islamisten aus dem zur RF gehörenden Nordkaukasus dort Wertschätzung von höchster Stelle. Einer ihrer langjährigen Freunde ist John McCain, einflußreicher Senator und 2008 gescheiterter Präsidentschaftskandidat der Republikaner. Im September 2008 forderte er, daß die USA Tschetschenien, Inguschetien und Dagestan als unabhängige Staaten anerkennen sollten. Obwohl damit erhebliche praktische Probleme verbunden gewesen wären (welche Regierungen sollten "anerkannt" werden? die, die gar keine Unabhängigkeit wünschen?), war die Zielrichtung eindeutig: Rußland sollte durch einen neu entfachten Bürger- und Religionskrieg destabilisiert werden.

Die dahinter stehende Logik läßt sich wie folgt zusammenfassen: Von Islamisten begangene Terrorakte sind nur dann schlimm, wenn sie sich gegen Amerikaner oder die Bürger verbündeter Staaten richten. Sind ihre Opfer hingegen Russen (oder Chinesen oder Serben), drückt man gerne ein Auge zu, solange es der eigenen Geostrategie dient.

Nun ist McCain gottlob nicht Präsident geworden und die amerikanischen Behörden erkennen mittlerweile auch die internationale Dimension der im Nordkaukasus agierenden Terrorgruppen. Im Juni 2010 hat das State Departement - endlich - Doku Umarow, den Anführer des selbsterklärten "Kaukasischen Emirates", auf die Liste der internationalen Terroristen gesetzt. Eine freundliche Geste, aber nicht mehr, solange andere "Feldkommandeure", die die oft nur lose miteinander vernetzten Gruppen führen, nicht genannt werden. Aber immerhin ein guter Anfang.

Im September diesen Jahres hat ein Gericht in Oregon einen gewissen Pete Seda (alias Pirouz Sedaghaty) wegen Finanzdelikten verurteilt. Seda war Verantwortlicher einer islamischen Wohltätigkeitsorganisation und hatte zusammen mit saudischen Komplizen über 130.000 US-Dollar aus dem Land geschmuggelt, um sie islamistischen Kämpfern in Tschetschenien zukommen zu lassen. Der größte Teil der Summe floß direkt in die Finanzierung eines Ausbildungscamps für angehende Dschihadisten. Nach meinem Kenntnisstand ist dies das erste Urteil eines amerikanischen Gerichts im Zusammenhang mit Terroraktivitäten im Nordkaukasus, obwohl die Verkündung des Strafmaßes noch aussteht.

In den vergangenen Jahren drängte sich der Eindruck auf, als würden einflußreiche Kreise in Europa und Nordamerika ihre schützende Hand über die nordkaukasischen Terroristen halten, um sie ggf. als geopolitische Trumpfkarte gegen Rußland ausspielen zu können. (Ganz ähnlich hatte die US-Regierung ja auch in den 1980er Jahren gedacht, als sie die afghanischen Mudschaheddin aus aller Welt - darunter auch Osama Bin-Laden - im Kampf gegen die Kabuler Zentralregierung und die sowjetischen Truppen unterstützte.)

Dies mag ein Spiegel-Artikel aus dem Jahre 2004 illustrieren. Damals hatte sich eine in Deutschland als politischer Flüchtling anerkannte Tschetschenin im Fernsehen zur Ermordung von vier Angehörigen der Sicherheitskräfte in Grosny bekannt, woraufhin die RF ihre Auslieferung forderte:
"[...]

Tatsächlich stellt sich die Frage: Warum hat sich kein Staatsanwalt mit Asja D. befasst, als sie 1998 mit dem Schiff aus St. Petersburg in Deutschland ankam und 1999 als Flüchtling anerkannt wurde? Schon damals hatte die Frau nämlich bei der Anhörung des Bundesamts freimütig jenes Blutbad in Grosny beschrieben, das jetzt die Ermittler interessiert.
Doch das Wegschauen war durchaus typisch und lag auf der Linie einer anderen Praxis, die bis zu den Terroranschlägen in New York niemanden störte: Bis dahin war es schließlich auch Usus, Ausländern Asyl zu gewähren, selbst wenn sie Gruppen angehörten, die in ihrer Heimat die dortigen Regime mit Gewalt und Terror bekämpften - und sich in ihren Anhörungen solcher Taten rühmten.

[...]"
Insofern war es nicht überraschend, daß offizielle Vertreter der RF das Vorgehen der deutschen Sicherheitsbehörden kritisierten.

Doch mittlerweile ist die internationale Dimension des gewaltträchtigen Islamismus nicht mehr zu leugnen, anderenfalls drohen Gefahren auch für die europäischen Staaten. Ausgehend von dieser Erkenntnis werden die Informationen rußländischer Sicherheitsbehörden auch nicht mehr als irreführende Propaganda oder gar "Verschwörungstheorie" abgetan, sondern endlich ernst genommen. Die Angst vor einem Blutbad im eigenen Land, möglicherweise gar Selbstmordanschläge, kann viel verändern, wobei der Schritt vom Terrorismus zu normalerer Kriminalität klein sein kann. wie dieser Fall aus dem Jahr 2008 zeigt. Nunmehr sollte klar sein, daß sich die Krake der islamistischen Terroristen weltweit ausgebreitet hat und Sicherheit vor dieser Gefahr nur möglich ist, wenn alle betroffenen Staaten kooperieren.


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Foto: AP.

Samstag, 5. Juni 2010

Die Militärbezirke werden abgeschafft


Die Beobachtung der im Herbst 2008 begonnenen, großangelegten Militärreform in der Rußländischen Föderation ist hier auf Backyard Safari bis dato zu kurz gekommen. Aber es läßt sich jetzt schon sagen, daß diese Reform – im Gegensatz zu vorherigen Versuchen – tatsächlich ins Werk gesetzt wird und so die russischen Streitkräfte vollständig umkrempelt. Die bisherigen Strukturen, die großteils noch auf die Zeit des Zweiten Weltkrieges zurückgehen, wurden und werden durch andere abgelöst. Waren sie bisher auf ein Millionenheer und großangelegte Operationen ausgerichtet, so werden sie nicht nur quantitativ reduziert, sondern komplett umgebaut, um den Anforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht zu werden. Einer der politischen Auslöser waren die in der Vergangenheit sowohl 1999/2000 in Tschetschenien als auch 2008 in Südossetien gemachten Erfahrungen, daß die RF, obwohl sie nominell über eine große Armee verfügt, bestenfalls fähig ist, etwa 65.000 Mann tatsächlich ins Feld zu führen. Der Rest des Personals hat sich selbst oder irgendwelche Depots bewacht, Radar- und (mangelhafte) Funkstationen bedient o.ä. Ziel waren also effizientere und effektivere Streitkräfte.

Einige der wichtigsten Eckpunkte der Militärreform sind:
1. Auflösung aller Mobilmachungstruppenteile, die nur zu 30 bis 50 % mit Personal aufgefüllt waren, aber bereits in Friedenszeiten über den vollständigen Offiziersbestand verfügten. Hier werden auch die meisten der insgesamt rund 200.000 abgebauten Offiziere eingespart. Die russische Armee wird somit nur noch über vollaktive Einheiten verfügen.
2. Drastische Reduzierung des Personals, das im Verteidigungsministerium, im Generalstab und in anderen Militärbehörden tätig ist sowie die Auslagerung und Privatisierung von Dienstleistungen (ähnlich der deutschen Bundeswehr). Insgesamt wird der Personalbestand von 1,2 auf 1 Million Mann reduziert, davon knapp 300.000 in den Landstreitkräften.
3. Umbau der Landstreitkräfte durch Verzicht auf die als schwerfällig geltenden Regiments- und Divisionsstrukturen. Statt dessen wurden „Allgemeine Brigaden“ (russ.: Obschtschewojskowye brigady) geschaffen, die mit ihren Motorisierten Schützen- und Panzerbataillonen das Rückgrat des Heeres bilden. Derzeit existieren 39 Allgemeine Brigaden. Deren Anzahl könnte sich irgendwann noch bis auf die angedachte Zahl von 85 erhöhen (wenn die Reste der alten Armeestruktur aufgelöst sind), doch zunächst muß die genaue Organisation der Brigaden festgeschrieben werden. Insofern werden zur Zeit verschiedene Modelle diskutiert.
4. Die Fliegerkräfte sämtlicher Waffengattungen und Teilstreitkräfte (mit Ausnahme der Strategischen Raketentruppen) sind in die Luftstreitkräfte überführt worden.
5. Dazu kamen noch zahlreiche weitere Maßnahmen, z.B. die Reduzierung des Grundwehrdienstes auf 12 Monate im Jahre 2008, Änderungen in der Offiziersausbildung, Gründung eines bisher nicht gekannten Unteroffizierskorps, das nicht mehr aus besonders guten Wehrpflichtigen, sondern nur noch aus Berufs- und Zeitsoldaten besteht u.v.a.m.

Das in aller Kürze. Einen guten Überblick über die Reform bieten in deutscher Sprache dieser Artikel von RIA Nowosti, dieser Beitrag von Frank Preiß sowie der Beitrag „Mehr als ein neuer 'Look'“ in der Frankfurter Allgemeinen vom 02.12.2009. (Sonst ist die Rußlandberichterstattung der FAZ eher mit Vorsicht zu genießen, wenn etwa behauptet wird, daß Moskau die Schwelle für den Atomwaffeneinsatz senken werde, um leichter damit „drohen“ zu können. Dem ist jedoch nicht so, die neue Militärdoktrin sagt etwas gegenteiliges.)
Viele weitere, wichtige Informationen sind diesem und jenem Weblog zu entnehmen. Da die Ähnlichkeit zu der schon vor Jahren in Belarus erfolgreich durchgeführten Militärreform unverkennbar ist, möchte ich ergänzend noch auf diese Arbeiten über die weißrussische Armee hinweisen.

Die bereits vollzogenen Reformschritte haben keinen Bereich der russischen Armee unberührt gelassen und sie entsprechend durcheinandergeschüttelt – die Ergebnisse der im vergangenen Jahr durchgeführten Manöver waren entsprechend negativ. Die öffentliche Kritik an Verteidigungsminister Anatolij Serdjukow ist heftig (und nur selten höflich formuliert) und es dürfte noch einige Jahre dauern, bis sich die erwarteten positiven Folgen zeigen.



Die Reform scheint langsam zum Dauerzustand zu werden (wofür man in der Bundeswehr den Begriff Transformation verwendet). Dieser Tage ist bekannt geworden, daß es auch den traditionellen Militärbezirken, in denen die gesamte Armee mit Ausnahme der Marine organisiert ist, an den Kragen gehen wird. Das System der Militärbezirke (MB), wie es bis heute existiert, geht auf einen Befehl von Leo Trotzki aus den Anfangsjahren der Sowjetmacht zurück, der wiederum auf Vorläufer aus der Zarenzeit aufbauen konnte. Die Militärbezirke waren nicht nur eine militärische Verwaltungsorganisation, sondern bildeten zugleich im Kriegsfall die operative und teilstreitkraftübergreifende „Front“.

Die derzeit existierenden sechs Militärbezirke sollen nun zum Jahresende aufgelöst werden. Statt dessen werden vier „Operativ-strategische Kommandos“ (OSK) gebildet, denen wahrscheinlich sämtliche nicht-strategischen Verbände der Land-, Luft- und Seestreitkräfte unterstellt werden. Die Idee solcher „joint commands“ stammt natürlich aus den USA. In der sowjetischen bzw. russischen Militärgeschichte gab es derartige Kommandos lediglich im Rahmen des Warschauer Vertrages, z.B. das Kommando des westlichen Kriegsschauplatzes. Das waren aber ganz andere Größenordnungen als heute, wo es primär um flachere Hierarchien und weniger „Verwaltung der Verwaltung“ geht, welche kosten- und zeitintensiv ist. Während der zurückliegenden 15 Jahre wurde in russischen Militärkreisen unter dem Stichwort „strategische Richtungen“ mehrfach über Alternativen zu diesem System, das nur bei einem riesigen Multimillionenheer effizient ist, nachgedacht, aber nichts davon realisiert (sofern man von einem kurzzeitigen Experiment im Fernen Osten absieht).

Die neuen OSKs werden im folgenden kurz vorgestellt. (Als Grundlage diente mir primär dieser Artikel des Militäranalysten Alexander Chramtschichin vom 21.05.2010. Chramtschichin ist am [privaten] Institut für politische und militärische Analyse tätig und stand der ehemaligen [liberalen] Partei SPS nahe. Seine Texte, die bisweilen auch von RIA Nowosti übersetzt werden, sind von großer Nüchternheit geprägt und kommen ohne ideologische Nebelkerzen aus. Die nachfolgend gezeigten Karten stammen aus dem Jahr 2006 und stellen die noch bestehenden Militärbezirke, aus denen die OSKs gebildet werden, sowie die in diesen zum damaligen Zeitpunkt – also noch vor Beginn der Militärreform! – dislozierten Einheiten und Verbände dar. Die [noch] aktuellen Gliederungen können den verlinkten Wikipedia-Seiten der MBs entnommen werden.)





Operativ-strategisches Kommando West

Hauptquartier: Sankt Petersburg. Es wird aus den Land- und Luftstreitkräften des Moskauer Militärbezirks und des Leningrader Militärbezirks gebildet; außerdem werden ihm die Baltische Flotte und die Nordmeerflotte sowie die im Kaliningrader Gebiet stationierten Verbände unterstellt. Das OSK West wird somit – nach heutigem Stand – über folgende Kräfte und Mittel verfügen:

Landstreitkräfte: 9 Allgemeine Brigaden (2 Panzer- und 7 Mot. Schützenbrigaden; dazu kommen noch 2 Marineinfanteriebrigaden bei den beiden Flotten), 6 Raketen- bzw. Artilleriebrigaden, 2 Flugabwehrbrigaden, 5 Basen für die Aufbewahrung von Kampftechnik (für den Mobilmachungsfall).
Luftstreitkräfte/Luftverteidigung: 21 Fliegerbasen (es gibt keine Fliegerregimenter mehr), 2 Flugabwehrbrigaden und 20 Flugabwehrregimenter.
Seestreitkräfte: vgl. hier und hier.

Das alles verteilt sich auf einen geographischen Raum, der von Murmansk und Archangelsk im Norden über Belgorod im Südwesten bis nach Nishnij Nowgorod im Osten reicht und an folgende Staaten grenzt: Norwegen, Finnland, Estland, Lettland, Litauen, Belarus (mit dem die RF im Rahmen der OVKS kooperiert), Ukraine sowie Polen (Exklave Kaliningrad). Das sind außerdem die mit am dichtesten besiedelten Gebiete der RF, worin mit Moskau, St. Petersburg und Nishnij Nowgorod auch drei Millionenstädte liegen.
Chramtschichin meint, nachdem er ausführlich Zahlen miteinander verglichen hat, daß diese Kräftegruppierung in etwa der polnischen Armee entspreche und in einer (freilich hypothetischen) Auseinandersetzung mit den in Mittel- und Westeuropa stationierten NATO-Streitkräften hoffnungslos unterlegen wäre.




Operativ-strategisches Kommando Ost

Hauptquartier: Chabarowsk. Wird gebildet aus dem Fernöstlichen Militärbezirk, dem östlichen Teil des Sibirischen Militärbezirks und der Pazifikflotte. Ihm stünden wohl folgende Kräfte und Mittel zur Verfügung:

Landstreitkräfte: 10 Allgemeine Brigaden (1 Panzer- und 9 Mot. Schützenbrigaden; plus 1 Marineinfanteriebrigade der Pazifikflotte), 1 MG-/Artilleriedivision (Küstenverteidigung), 9 Artillerie- bzw. Raketenbrigaden, 4 Flugabwehrbrigaden, 12 Basen für die Aufbewahrung von Kampftechnik.
Luftstreitkräfte/Luftverteidigung: 13 Fliegerbasen, 8 Flugabwehrregimenter.
Seestreitkräfte: vgl. hier.

Chramtschichin stellt an dieser Stelle ebenfalls Vergleiche mit den Streitkräften der Nachbarstaaten Japan und China an und konstatiert auch für das OSK Ost eine eindeutige Unterlegenheit Rußlands. Die Mobilmachungsbasen liegen relativ nahe an der Grenze, weshalb sie im Zweifelsfall eher einem eventuellen Gegner als der russischen Armee helfen dürften. Zudem sei die für die Logistik existentiell wichtige Transsibirische Eisenbahn ungeschützt und könne wegen ihrer grenznahen Lage leicht durch Luftschläge oder Kommandounternehmen unterbrochen werden.
Ähnliches gilt für das in Chabarowsk residierende Hauptquartier des OSK Ost. Die Stadt liegt am Amur nahe der Grenze zu China und wäre somit – ebenso wie St. Petersburg im Westen – im Falle eines großen Krieges kaum zu schützen.





Operativ-strategisches Kommando Süd

Hauptquartier: Rostow am Don. Es wird aus dem Nordkaukasischen Militärbezirk, den südlichen Teilen des Wolga-Ural-Militärbezirks, der Schwarzmeerflotte und der Kaspischen Flottille gebildet.

Das Hauptaufgabengebiet dieses OSK liegt naturgemäß in Kaukasusraum. Dazu kommt die Unterstützung verbündeter Staaten wie etwa Armenien, wo derzeit zwei Mot. Schützenbrigaden sowie Fliegerkräfte stationiert sind. Die genaue Zusammenstellung der Kräfte und Mittel ist aufgrund der noch unklaren Aufteilung des Wolga-Ural-MB bisher nicht bekannt, doch wird das OSK Süd zumindest die Verbände des heutigen Nordkaukasischen MB verfügen, die im Bereich der Landstreitkräfte u.a. wären: 10 Allgemeine Brigaden (Mot. Schützen, inkl. der in Armenien), 4 Artillerie- bzw. Raketenbrigaden.




Operativ-strategisches Kommando Mitte

(Wird in manchen Quellen auch als OSK Nord bezeichnet.) Hauptquartier: Jekaterinburg. Es wird aus dem westlichen Teil des Sibirischen Militärbezirks und dem größten Teil des Wolga-Ural-Militärbezirks gebildet und verfügt aus geographischen Gründen als einziges OSK über keine unterstellten Seestreitkräfte.

Das Gebiet des OSK Mitte grenzt lediglich an Kasachstan, mit dem Rußland im Rahmen der Organisation des Vertrages über kollektive Sicherheit (OVKS) sowie der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) eng kooperiert. Mithin besteht die Hauptaufgabe des OSK Mitte im Bereitstellen von Kräften und Mitteln als Reserve für die drei übrigen OSKs sowie ggf. für die anderen Mitgliedsstaaten von OVKS und SOZ. Hierfür könnten u.a. 6 Allgemeine Brigaden des Heeres zur Verfügung. Weitergehende Details sind auch hier noch unbekannt.



So viel für den Moment. Die Überlegungen hinsichtlich der OSKs sind noch nicht abgeschlossen. So muß beispielsweise noch entschieden werden, ob und, wenn ja, inwieweit die strategischen Truppen (Strategische Raketentruppen, Fernfliegerkräfte, SLBM-tragende U-Boote) den neuen Kommandos unterstellt werden.
Dennoch zeigt sich hier die Intensität, mit der die politische Führung der RF gewillt ist, innerhalb des Militärs alte Zöpfe abzuschneiden – auch gegen erheblichen Widerstand in der veröffentlichten Meinung, deren Kommentatoren manchmal wohl in den Denkmustern des Jahres 1944 befangen bleiben und von gewaltigen Panzerschlachten wie einstmals am Kursker Bogen (alb-)träumen. (Damit soll natürlich nicht gesagt werden, daß jegliche Kritik an der Militärreform und ihrer Umsetzung unsachlich oder gar unredlich sei!) Es bleibt abzuwarten, inwieweit das OSK-Konzept erfolgreich sein wird. Demnächst wird es bei der im Fernen Osten stattfindenden Großübung „Wostok-2010“ erprobt. Vieles hängt auch davon ab, wie gut die neuen Systeme zur automatisierten Truppenführung funktionieren werden.

Die umfassenden Veränderungen an Haupt und Gliedern führen in den rußländischen Streitkräften stellenweise zu einer Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen. So haben beispielsweise die Luftlandetruppen bisher noch keine Brigadestruktur eingenommen, sondern gliedern sich nach wie vor in 3 Divisionen sowie diverse selbständige Brigaden, Regimenter und Bataillone, die sich in unterschiedlichen Unterstellungsverhältnissen befinden. Ich vermute, daß in ein oder zwei Jahren, wenn sich die neuen Strukturen in der übrigen Armee „eingeschliffen“ haben, auch hier ein großer Umbau, der mit deutlichen Reduzierungen verbunden ist, einsetzen wird.
Ähnliches gilt für die Aufklärungstruppen der Spetsnaz. Bereits 2009 wurden sie dem Generalstab „weggenommen“ und direkt den Militärbezirken unterstellt. Zudem wurden mehrere Spetsnaz-Einheiten aufgelöst – eine Maßnahme, die ebenfalls viel öffentliche Entrüstung hervorgerufen hat. Vermutlich werden die Spezialkräfte, sobald sich die vier OSKs formiert haben, ebenfalls umstrukturiert und an die neue Führungsorganisation angepaßt.



PS: Weitere Aussagen Alexander Chramtschichins sind auch in deutscher Sprache verfügbar, siehe z.B. hier, hier und hier.


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Fotos: www.mil.ru.

Montag, 22. Februar 2010

22.02.2010: Musik des Tages

Vorgestern hatte ich hier erwähnt, daß zwei Offiziere der Spezialeinheit Alfa mit der Rockband Ljube zusammen musizieren. Heute will ich dieses Lied mit dem Titel "Po wysokoj trawe" (dt.: Durch das hohe Gras) nachreichen. (Hier gibt es noch ein anderes Video desselben Titels mit englischen Untertiteln.)
Wobei ich gerade sehe, daß die noch mehr Aufnahmen gemeinsam produziert haben - deshalb also im Anschluß als zweites Stück "Wsje budjet kak nado" (dt.: Alles wird so, wie sein muß).
Das dritte Video ist ein hih-hop-mäßiges Danklied, das ein mir unbekannter Interpret in Erinnerung an die in Beslan gefallenen Alfa- und Vympel-Angehörigen aufgenommen hat. Musikalisch trifft es nicht meinen Geschmack, doch es zeigt, wie populär die Spezialeinheiten sind. (Das Video enthält außerdem viele Originalaufnahmen der Ereignisse in Beslan. Man achte dort auf die bewaffneten Zivilisten - das sind jene selbsternannten Geiselbefreier, deren dilettantisches und unkoordiniertes Vorgehen gegen die besetzte Schule das tragische Ende des Geiseldramas mit herbeigeführt hat.)










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Freitag, 19. Februar 2010

Spetsnaz IV: Einsätze von Alfa und Vympel seit 1992

Der Zerfall der Sowjetunion hat Kräfte freigesetzt, von denen manche – wie der berühmte böse Geist – wohl besser in der Flasche geblieben wären. Das Ende des „Reiches des Bösen“ hat eben nicht zur Ausbreitung von Freiheit und Demokratie im eurasischen Raum geführt. Im Gegenteil, manche der dort lebenden Menschen scheinen das Wort „Freiheit“ dahingehend mißverstanden zu haben, daß sie sich nun ungestraft an ihrem Nächsten vergehen dürfen. Freiheit hieß bisweilen in der Praxis, endlich „Rache“ an den Nachbarn im nächsten Dorf nehmen zu können, die dummerweise einer anderen ethnischen Gruppe angehörten und deshalb vertrieben oder massakriert werden sollten. Man muß sich beispielsweise nur die Vorgänge im Fergana-Tal 1990 vor Augen führen, um zu erkennen, welche archaischen Gewalten sich in den südlichen Teilen der SU, im Kaukasus und in Mittelasien, Bahn gebrochen haben.

Anfang der 1990er Jahre waren die Spezialeinheiten Alfa und Vympel hiervon weniger stark betroffen als die Einheiten des Innenministeriums und der Streitkräfte, die in allen Brennpunkten eingesetzt waren. Im Jahre 1992 hatte etwa Alfa nur einen Einsatz, als am 5. Dezember 347 Passagiere eines entführten Flugzeugs auf dem Flughafen Moskau-Wnukowo befreit werden konnten. Die Maschine war in Mineralnyje Wody (bei Stawropol im Nordkaukasus gelegen) abgeflogen; der Entführer wurde festgenommen.
Etwas mehr „Action“ hatten im selben Jahr die nunmehr selbständige Alfa-Einheit in Alma-Ata (Kasachstan). Im Februar waren 6 Berufsverbrecher ausgebrochen und hatten Geiseln in einem Bus genommen. Nach einer zweitägigen Verfolgungsjagd konnten sie jedoch befreit werden. Doch im folgenden soll es nurmehr ausschließlich um diejenigen Teile der Spezialeinheiten geben, die nun zur Rußländischen Föderation gehörten.



Am 3. und 4. Oktober 1993 wurde in Moskau wieder Putsch und Bürgerkrieg gespielt, diesmal Präsident Jelzin gegen das demokratisch gewählte und rechtmäßig agierende Parlament. Die von Jelzin eingesetzten Alfa- und Vympel-Kräfte, die eigentlich das Parlament im Weißen Haus hätten stürmen sollten, haben die Ausführung dieses Befehls verweigert. Statt dessen haben ihre Führer eigenverantwortlich Verhandlungen aufgenommen, in denen sie die Verantwortlichen der Parlamentsseite zur Aufgabe bewegen konnten. Anschließend wurde das schon von Panzern in Brand geschossene Weiße Haus evakuiert, wobei ein Alfa-Offizier ums Leben gekommen ist.



Vom 23. bis zum 26. Dezember 1993 wurde der Nordkaukasus von einer jener Geiselnahmen erschüttert, die im Laufe der Zeit immer größer werden sollten. Vier Terroristen hatten in Rostow am Don 15 Schüler und eine Lehrerin als Geiseln genommen. Als die aus Moskau eingeflogenen 53 Alfa-Männer unter dem Kommando von G. Sajzew in Rostow eintrafen, flogen die Geiselnehmer mitsamt ihren Geiseln in einem Hubschrauber nach Krasnodar ab. Alfa folgte ihnen an Bord eines anderen Flugzeugs. Die Verfolgungsjagd in der Luft setzte sich am nächsten Tag fort, Ziel war diesmal das schon bekannte Mineralnyje Wody.
Am 25.12. wurde nach einer Lösegeldübergabe ein Teil der Geiseln freigelassen, so daß noch 4 Schüler und 3 Erwachsene in ihrer Gewalt blieben. Am 27.12. kamen noch einmal drei Schüler frei, danach flog die unfreiwillige Reisegruppe weiter nach Machatschkala (Dagestan). Doch die Entführer glaubten, sie befänden sich im heimatlichen Tschetschenien und verließen den Helikopter. Sie konnten später von Spezialkräften des dagestanischen Innenministeriums festgenommen werden.



Am 26. und 27. Mai 1994 ging es in fast derselben Besetzung weiter. Vier bewaffnete Tschetschenen hatten bei Stawropol einen Ausflugsbus mit 36 Personen an Bord gekapert. Neben Teileinheiten von Alfa aus Moskau wurden auch Kräfte aus der „Alfa-Filiale“ in Krasnodar eingeflogen. Am Abend des 26.05. waren auf dem Flughafen von Mineralnyje Wody 64 Spezialkräfte von Alfa, Miliz und Inneren Truppen zusammengezogen worden; das Kommando übernahm der Chef der Inneren Truppen des MWD, Generaloberst Kulikow. Am 27. flogen Geiselnehmer und ihre Opfer frühs in einem Hubschrauber ab, ihnen folgten sechs Helikopter mit den Sicherheitskräften an Bord. Ziel war die Gegend von Batschi-Jurt (Tschetschenien). Es gelang Alfa-Kräften, die Terroristen unschädlich zu machen und festzunehmen; lediglich einer konnte in der von Wäldern geprägten Gebirgsgegend fliehen, wurde aber im folgenden Jahr ergriffen.



Im Dezember 1994 beschloß Präsident Jelzin, die Gewalt in jenes Land zurückzutragen, von dem sie ausgegangen war: der Erste Tschetschenienkrieg begann. Die bekanntesten Einsätze von Alfa und Vympel im Zusammenhang mit diesem Konflikt fanden außerhalb Tschetscheniens statt, dennoch waren die Einheiten auch dort eingesetzt, z.B. als Personenschützer.

Vom 14. bis 19. Juni 1995 dauerte die erste jener Massengeiselnahmen, die sich mittlerweile zum Markenzeichen tschetschenischer Terroristen entwickelt haben. In Budjonnowsk (Stawropoler Gebiet) war eine Bande unter Führung des berüchtigten Schamil Bassajew in ein Krankenhaus eingedrungen und hatte etwa 1.000 Geiseln genommen: Patienten, medizinisches Personal, Familienangehörige. Am Morgen des 17. unternahmen Alfa-Kräfte einen Versuch, das Krankenhaus zu stürmen und die Geiseln zu befreien. Die Operation insgesamt mißlang, allerdings konnten zumindest 280 Geiseln befreit werden. Die Terroristen konnten ihre Forderungen durchsetzen und so setzte sich eine Buskolonne mit Geiselnehmern und einigen Geiseln (die später freigelassen wurden) an Bord in Richtung Tschetschenien in Bewegung. Ein Desaster für die Sicherheitsbehörden. Nicht nur, daß die Gangster entkommen waren, zudem waren insgesamt 130 Zivilisten ums Leben gekommen. Aus den Reihen der Sicherheitskräfte waren an Gefallenen zu beklagen: 18 Milizionäre, 18 Angehörige der Inneren Truppen sowie 3 Offiziere von Alfa.



Verglichen damit waren die Geiselnahmen in Autobussen am 20.09.1995 in Machatschkala und am 14.10.1995 in Moskau Kleineinsätze, obwohl auch in diesen beiden Fällen Alfa die Geiseln gewaltsam befreien mußte – diesmal glücklicherweise ohne Opfer unter den Geiseln.

Der Krieg im Tschetschenien tobte unterdessen weiter und zog am 09.01.1996 wiederum Dagestan in Mitleidenschaft. In der alten Messerstadt Kisljar griff eine tschetschenische Kampfgruppe unter Führung von Radujew zunächst den Flugplatz sowie eine Garnison der Inneren Truppen an und zog sich danach ins Stadtgebiet zurück, wo sie sich in einem Krankenhaus und in Wohnhäusern mit insgesamt ca. 2.000 Geiseln verschanzten. Am 11.01. fuhren die Terroristen mit etwa 100 Geiseln als Schutzschild in Bussen in Richtung Tschetschenien. Die Kolonne wurde von Sicherheitskräften in der Nähe der Ortschaft Perwomajskoje gestoppt. Dort wurde vom 13. bis 15. Januar ein seltsamer Befreiungsversuch durchgeführt: Neben Spezialkräften waren auch Kampfhubschrauber und Artillerie eingesetzt, um das Dorf zu stürmen. Geholfen hat es nicht, der größte Teil der Terroristen konnte aus der Einkreisung entkommen und zurück nach Tschetschenien fliehen. Das ganze Drama dauerte bis zum 18. Januar. In Perwomajskoje waren u.a. auch Kräfte von Alfa neben solchen des MWD eingesetzt; sie führten dort vor allem Aufklärungshandlungen durch und halfen bei der Evakuierung der Geiseln. Beim Beseitigen von Sprengfallen nach Ende der Operation sind dann noch zwei Offiziere der Verwaltung „A“ gefallen.



Neben dem politischen Terrorismus wurden die Spezialkräfte des FSB auch durch die ordinäre Gewaltkriminalität in Anspruch genommen. So etwa am 19. und 20. Dezember 1997 in Moskau, als ein bewaffneter Mann den schwedischen Handelsvertreter Jan-Ulof Njystrom in seine Gewalt brachte. Es gelang dem Stabschef von Alfa, Oberst Anatolij Saweljew, den Geiselnehmer zur Freilassung des Schweden zu bewegen, indem er sich selbst als Austauschgeisel anbot. Nachdem Saweljew in seiner Geiselhaft einen tödlichen Herzinfarkt erlitten hatte, entschloß sich die Führung von Alfa zur gewaltsamen Bereinigung der Lage, wobei der Täter ums Leben kam.



Der Eindringen von islamistischen Insurgenten nach Dagestan im Herbst 1999 (vgl. auch hier, hier und hier) sowie der sich anschließende Zweite Tschetschenienkrieg stellten auch für die Angehörigen von Alfa und Vympel eine große Herausforderung dar, nahm doch die Zahl der Einsätze rapide zu. Einen Schwerpunkt bildete in den ersten zwei Jahren die Fahndung nach den wichtigsten Feldkommandeuren der Terroristen. Ein prestigeträchtiger Erfolg gelang z.B. Alfa-Angehörigen am 13.03.2000, als in Tschetschenien der bekannte Terrorist Salman Radujew festgenommen werden konnte.
Am 31.07.2001 brachte Sultan Said Edijewym einen Bus in Mineralnyje Wody in seine Gewalt und drohte mit der Zerstörung des Fahrzeugs und der darin befindlichen Passagiere; er trug Sprengmittel am Körper. Seine Forderung: Freilassung der 1994 nach einer Flugzeugentführung am selben Ort inhaftierten Terroristen. Edijewym wurde durch einen Scharfschützen von Alfa ausgeschaltet; keine der Geiseln kam zu Schaden.



Vom 23. bis 26. Oktober 2003 gelang den Islamisten aus dem Nordkaukasus ihr bislang öffentlichkeitswirksamster Anschlag mitten in Moskau. Eine etwa 30 Mann starke Terrorgruppe unter Führung von Mowsar Barajew drang während einer Vorstellung in das Dubrowka-Theater, wo gerade das Musical „Nord-Ost“ gegeben wurde, ein und nahm insgesamt 850 Personen als Geiseln, um den Abzug der rußländischen Behörden und Sicherheitskräfte aus Tschetschenien zu erpressen. Sie plazierten im Saal mehrere Bomben und drohten mit der Sprengung des Gebäudes, sollte man ihren Forderungen nicht nachgeben (was politisch natürlich ausgeschlossen war). Die Terroristen gingen mit den Geiseln sehr rüde um, weshalb es zu Todesopfern kam. Auch wenn es zwischenzeitlich gelungen war, einige der Geiseln herauszuholen, so mußte doch damit gerechnet werden, daß die Täter ihre Drohung wahrmachen würden. Deshalb wurde den Spezialeinheiten des FSB der Befehl zu Befreiung der Geiseln gegeben.
Am Morgen des 26.10. wurde über das Belüftungssystem ein Betäubungsgas in das Theater gepumpt, danach stürmten Spezialkräfte von FSB und MWD das Gebäude. 41 der Terroristen wurden getötet (zumeist durch Kopfschüsse), 750 Geiseln konnten befreit werden. Insgesamt starben jedoch 120 Geiseln, der Großteil infolge des Betäubungsgases, da für ihre Behandlung nicht genügend Antidota zur Verfügung standen. Auch in den Reihen der Sicherheitskräfte waren Tote zu beklagen.



Es ist dieser zweifelsohne tragische Ausgang des Geiseldramas, der zu der weitverbreiteten Wahrnehmung beigetragen hat, die Sicherheitskräfte seien „brutal“ und ohne Rücksicht auf Verluste vorgegangen. Diese Wahrnehmung ist jedoch falsch, denn es gab bei realistischer Betrachtung nur zwei Alternativen: Entweder wird der – immer riskante – Befreiungsversuch gewagt, oder man wartet tatenlos ab, bis die Geiselnehmer weitere Geiseln töten oder gar das ganze Gebäude in die Luft sprengen. Die Folge der zweiten Option wären zweifelsohne bis zu 800 Todesopfer gewesen. Daher hat man sich für die Befreiung entschieden und hat damit Recht behalten, denn immerhin konnten 700 sonst todgeweihte Menschen gerettet werden. Es ist selbstverständlich bedauerlich, daß es nicht mehr waren, aber bei realistischer und sachkundiger Betrachtung der Ereignisse war es eben nicht möglich.
Auch wenn allerlei selbsternannte „Experten“, die oftmals kaum fähig sind, eine Pistole von einem Revolver zu unterscheiden, die Durchführung der Befreiungsoperation in Bausch und Bogen verdammen, so halte ich sie doch für geradezu genial und im Ergebnis für einen Erfolg, der primär den Spezialkräften des FSB zuzurechnen ist. Warum? Jede andere Option für eine Befreiung (z.B. der Einsatz von Präzisionsschützen) war aufgrund der Örtlichkeiten extrem schwierig, wenn nicht ganz ausgeschlossen. Die Geiseln waren zentral in einem großen Saal konzentriert und so unter ständiger Bewachung der Terroristen. Eine gedeckte Annäherung und ein schrittweises Vorgehen bei der Befreiung waren somit unmöglich, wenn man nicht erheblich größere Verluste unter den Geiseln riskieren wollte. Die Geiselnehmer mußten mit möglichst einem Schlag neutralisiert werden, ohne daß sie Gelegenheit erhielten, die Bomben zu zünden. Dafür war die gewählte Variante mit dem Betäubungsgas m.E. gut geeignet.

Im übrigen ist mir kein anerkannter amerikanischer oder westeuropäischer Experte bekannt, der in die populäre Verdammung des „bösen Putin“ und die damit implizit einhergehende Glorifizierung der nordkaukasischen Geiselnehmer eingestimmt hätte. Im Gegenteil, die „üblichen Verdächtigen“ (z.B. ehemalige Kommandeure von Spezialeinheiten) waren erstaunlich still - vermutlich in dem Bewußtsein, daß sie mit der gegebenen Lage kaum besser fertiggeworden wären als ihre russichen Kollegen.
Des weiteren ist „Nord-Ost“ ein Lehrbuchbeispiel dafür, wie im Falle der in Rußland aktiven islamistischen Terroristen die Täter durch einen Teil der Medien quasi zu bedauernswerten Opfern gemacht werden, während man ihren Opfern zumindest eine gewisse Mitschuld gibt – was m.E. nichts anderes als eine Verhöhnung der ums Leben gekommenen Geiseln ist.



Fast zwei Jahre später, vom 1. bis 3. September 2004, kam es im nordossetischen Beslan zur nächsten und, soweit ich sehe, bis dato auch letzten Massengeiselnahme in Rußland (ein Indiz für den Erfolg der Sicherheitskräfte bei der Bekämpfung der gewalttätigen Islamisten). Zu diesem Ereignis, das für Alfa und Vympel zu einem Opfergang werden sollte, habe ich hier bereits das nötige gesagt.

In den Jahren seit 2004 folgten dann für die Spezialeinheiten des FSB noch zahlreiche kleinere Einsätze, deren Ziel primär in der Zerschlagung festgestellter Terrorgruppen und der Festnahme ihrer Mitglieder bestand. Die Sicherheitskräfte konnten mittlerweile also von der Reaktion zur Aktion übergehen.

Diese kurze Darstellung der Einsätze seit 1991 soll hier und jetzt genügen. Im folgenden V. Teil der Spetsnaz-Reihe werde ich die Behandlung der Spezialkräfte des FSB abschließen und dabei die Organisation, Ausbildung und Ausrüstung der Einheiten thematisieren.



Hier sei mir bitte noch ein kurzer Exkurs gestattet. Wenn es in jedem regionalen „Low Intensity Conflict“ eine Art spezifischen „Modus operandi“ der irregulären Kräfte geben sollte, so ist das im Falle des Nordkaukasus zweifelsohne die Massengeiselnahme mit vielen hundert Betroffenen. Die Entwicklung dieser Massengeiselnahmen zeigt m.E. sehr gut auf, wie sich dieser Konflikt in den letzten 20 Jahren entwickelt hat. Bis in die zweite Hälfte der 1990er Jahre ging es noch um „nationale“ Ziele wie die Unabhängigkeit von der RF. Damals wollten die Teroristen Aufmerksamkeit erheischen, Geld erpressen, „die Russen“ demütigen – und zogen sich danach ins heimatliche Tschetschenien zurück (sofern man sie ließ). Dabei mußten nicht zwangsläufig viele Geiseln zu Schaden kommen und es war noch eine gewisse, bisweile auch zielführende zweiseitige Kommunikation möglich. Seit der Konflikt jedoch immer stärker religiös aufgeladen wurde (auch dank arabischen Emissären), kamen die Geiselnehmer, um an Ort und Stelle mit ihren Geiseln zu sterben. Einigermaßen rationale Verhandlungen waren damit fast unmöglich, denn ein Nachgeben im Hinblick auf die hochpolitischen Forderungen der Täter war natürlich von vornherein ausgeschlossen, wollte sich die Regierung der RF nicht erpreßbar machen. Dies führte dann fast zwangsläufig zu einem hohen Blutzoll bei der Beendigung der Geiselnahmen.



Bibliographie

P. Ewdokimow: „Alfa“. Istorija antiterrora, in: Bratischka 8/2009, S. 2 ff.

P. Ewdokimow: Polkownik speznasa, in: Bratischka 1/2010, S. 8 ff.

Kalendar „Bratischki“, in: Bratischka 6/2009, S. 78.

A. Michailow / D. Beljakow: „Eto nascha rabota“, in: Bratischka 8/2009, S. 52 ff.

G. Sajzew / P. Ewdokimow: Gruppa krowi „A“ (1), in: Bratischka 8/2007, S. 14 ff.

G. Sajzew / P. Ewdokimow: Gruppa krowi „A“ (2), in: Bratischka 9/2007, S. 32 ff.

M. Sotnikow: „Alfa“, stawschaja ego sudboj, in: Bratischka 9/2009, S. 28 ff.



Das erste Bild ist 1995 in Budjonnowsk entstanden, die Fotos 2 und 3 im Oktober 2003 in Moskau und die übrigen im September 2004 in Beslan.


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