Vorgestern habe ich im Artikel "Abschied von der Kalaschnikow?" einige Überlegungen zur russischen Verteidigungsindustrie angestellt. Da diese für viele "Nicht-Insider" sicher nicht ohne weiteres nachvollziehbar sind, soll jetzt das derzeit beste deutschsprachige Buch zum Thema kurz vorgestellt werden: Frank Preiß "Von der Katjuscha zur Kursk - Die russische Rüstung".
Obwohl bereits im Jahr 2004 erschienen, darf es auch heute noch als Standardwerk gelten. Erstmals wird der deutsche Leser mit der Entwicklung des "militärisch-industriellen Komplexes" der früheren Sowjetunion und des heutigen Russland vertraut gemacht. Die Basis dafür bilden weder Verschwörungstheorien noch Dämonisierungen vom "Reich des Bösen" (R. Reagan), sondern die vom Autor in mühsamen jahrelangen Recherchen gesammelten Erkenntnisse. Preiß, der selbst in Moskau studiert hat, war dazu auch aufgrund seiner vielfältigen Kontakte geradezu prädestiniert.
Die weitgehend chronologische Darstellung beginnt Ende der 1980er Jahre und endet 2003, wobei neben der Entwicklung der Unternehmen auch die (sicherheits-)politischen Rahmenbedingungen und Verflechtungen im Blick bleiben. Daran schließen sich ein Ausblick sowie ein umfangreicher Dokumentenanhang an. Allein für letzteren verdiente das Buch das Prädikat "sehr gut", stehen doch damit viele Quellen erstmals in einer deutschen Übersetzung zur Verfügung.
Seit 2004 ist die Zeit natürlich nicht stehengeblieben und Preiß hat seither auf der Webseite der Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik zahlreiche Beiträge zur russischen Sicherheitspolitik publiziert sowie Texte russischer Autoren übersetzt. Seine nüchterne fachliche Urteilskraft wird dabei nicht von seinem politischen Engagement - er ist bekennender Linker - getrübt; Preiß' Schriften enthalten erfreulicherweise keine Ostalgie oder SU-Apologie.
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