Vorgestern fanden in Moskau und zahlreichen anderen Städten Rußlands erneut Proteste gegen unterstellte Wahlfälschungen statt. Der Ablauf war wiederum organisiert und es blieb friedlich. Die hauptstädtischen Behörden - also Teile des angeblich so schlimmen "Putin-Systems" - hatten sogar Feldküchen aufgestellt, welche die etwa 30.000 (Polizei) bis 60.000 Demonstranten mit heißen Getränken versorgten. Zumindest ein Teil der Berufsprotestierer wie Nemzow dürfte die Auseinandersetzungen mit der Polizei vermissen, die früher aus den nicht angemeldeten und somit illegalen Kundgebungen resultierten.
Allerdings hat sich am Samstag gezeigt, daß die Luft aus der Protestbewegung langsam raus ist, statt dessen herrscht Uneinigkeit, viele Redner wurden mit Pfiffen empfangen. In St. Petersburg wurden sogar drei getrennte Demonstrationen verschiedener Gruppen durchgeführt. Was sollte man auch sonst von einer Opposition erwarten, in der so heterogene Kräfte wie Links- und Rechtsradikale, echte Liberale und bloße Wichtigtuer eine Einheitsfront bilden sollen. Bloßes Dagegensein genügt eben nicht, um Politik zu machen.
Die Veranstalter der Moskauer Demo scheinen die Lage ähnlich zu sehen und haben erst für den Februar zu einer Fortsetzung der Proteste aufgerufen. Mit anderen Worten: Eine Revolution findet nicht statt.
Der Journalist Kai Ehlers hat eine sehr gute Analyse der jüngsten Ereignisse verfaßt, deren Lektüre ich nur dringend empfehlen kann:
Zwischentöne zur Wahl in RusslandDarin werden alle relevanten Punkte behandelt, vor allem auch solche, die in den deutschen Mainstreammedien nicht vorkommen, weil sie das Bild verkomplizieren.
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Fotos: RIA Nowosti.
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