Freitag, 7. Oktober 2011

Rückblende in die Dreißiger


Betrachtet man die Geschichte der Sowjetunion, so stellen sich die 1930er Jahre als eine sehr widersprüchliche Zeit dar. Einserseits gab es eine unheimliche gesellschaftliche Dynamik, die sich z.B. in industriellen Großprojekten und der Erschließung neuer Gebiete äußerte. Es wurden neue Flugzeugtypen entwickelt und Langstreckenrekorde aufgestellt. Die sowjetische Gesellschaft jener Zeit strotzte vor Optimismus und Zukunftshoffnung (was natürlich ganz im Sinne des Marxismus-Leninismus war). Und es gab ja auch Grund zu der Annahme, daß das Land seine Rückständigkeit schnell ablegen könne.
Auf der anderen Seite stehen allerdings die Repressalien, insbesondere die Großen Säuberungen der Jahre 1936 bis 1938. Sie erfaßten weite Teile der Bevölkerung - und vermochten es - erstaunlicherweise - doch nicht, wenn man den Erinnerungen von Zeitzeugen glauben darf, den Menschen ihren Optimismus und auch ihren Glauben an die Partei und Stalin zu nehmen.



Zwei der Vehikel, um den "neuen Menschen", der für den Sozialismus taugte, zu erziehen, waren Körperkultur und Sport. Die 30er waren geprägt vom Massensport, der natürlich vom Staat organisiert und finanziert wurde. Auch hier kann man in den Quellen viel Enthusiasmus finden, der sich etwa auf dem letzten Bild bei einer der zahllosen Paraden zeigt.
Ab Mitte der 1920er Jahre wurde in der UdSSR auch der Schießsport aufgebaut. Er hatte dort (wie in vielen Staaten) immer ein Doppelgesicht: Zum einen leistungsbezogener Sport, zum anderen Mittel der Wehrertüchtigung für alle Bürger. So wurde in den Schießklubs auch das Bajonettfechten geübt. Viele der folgenden Bilder (im unteren Teil) stammen aus Usbekistan, einem islamischen Land, in dem die Frauen erst wenige Jahre zuvor ihre Verschleierung abgelegt hatten. Der (Schieß-)Sport, dem die jungen Usbekinnen nachgingen, hatte mithin noch eine dritte Dimension: Er war ein Weg zur Emanzipation und gesellschaftlichen Gleichberechtigung.



Mögen diese Bilder einen Eindruck vom Leben in den turbulenten 30er Jahren vermitteln, die vielleicht die "authentischste" Epoche der sowjetischen Geschichte waren.














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Fotos: www.maxpenson.com u.a.

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