Freitag, 29. Mai 2009
29.05.2009: Bilder des Tages
Die Moskauer Metro beeindruckt schon seit ihrem Bau mit zum Teil prächtig ausgestalteten Stationen, im Kommunismus als "Paläste des Volkes" tituliert. Aber auch in einigen nach 1991 neu gebauten Stationen haben sich die Architekten nicht lumpen lassen. So etwa in der 2008 eröffneten Station Slawjanski Bulwar (dt.: Slawischer Boulevard), welche im Westen der Metropole gelegen ist.
PS: Mehr Fotos findet man bei Metro Dream.
Donnerstag, 28. Mai 2009
28.05.2009: Video des Tages
Heute wird in Rußland der "Tag der Grenzschützer" begangen. Aus diesem Anlaß ein kleines Video der Zeitschrift Bratischka, welches Angehörige dieser Behörde im Einsatz zeigt, vor allem im unruhigen Tadschikistan und anderen mittelasiatischen Regionen, wo sie gegen Drogenschmuggler und von Süden her einsickernde islamistische Kämpfer vorgehen.
Das dazu gespielte Lied heißt "Pogran polosa" (dt.: Der Grenzstreifen).
Das dazu gespielte Lied heißt "Pogran polosa" (dt.: Der Grenzstreifen).
Samstag, 23. Mai 2009
23.05.2009: Videos des Tages
Nicht nur in Moskau, auch in vielen anderen Städten Rußlands (und der gesamten früheren UdSSR) fanden anläßlich des Kriegsendes am 9. Mai Militärparaden oder Umzüge statt. So auch in St. Petersburg auf dem Schloßplatz zwischen Winterpalast und Generalstabsgebäude. Zwar nicht ganz so groß wie die Parade auf dem Roten Platz, aber für eine regionale Veranstaltung schon ganz ordentlich. Neben Truppen der Petersburger Garnison nehmen auch welche aus dem gesamten Leningrader Militärbezirk (vgl. hier und hier) teil.
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Dienstag, 19. Mai 2009
Glock-Pistolen in russischen Diensten
Bereits im Februar 2009 hat die Meldung, wonach russische Beamte in Zukunft auch ausländische Pistolen verwenden dürfen, für Furore gesorgt. Konkret handelt es sich um einen Erlaß der Regierung, der es den Mitarbeitern der Generalstaatsanwaltschaft der RF (und insbesondere ihres Ermittlungskommitees) gestattet, neben Waffen russischer Provenienz auch dienstlich gelieferte Glock 17, CZ 75 oder Beretta 92 zur Selbstverteidigung zu führen. Bisher mußten sie sich mit der Makarow und der PSM begnügen. (Immerhin sind die Staatsanwälte schon seit 1999 bewaffnet, so daß dieser bissige Kommentar in der Sache unbegründet ist.)
Nicht zum ersten Mal ist damit deutlich geworden, daß sich die Glock-Pistolen auch in Rußland großer Beliebtheit erfreuen (siehe z.B. hier). Sie werden etwa von Spezialkräften der Polizei und anderer Sicherheitsbehörden geführt, die im Gegensatz zum Verteidigungsminsterium nicht dazu verpflichtet sind, ausschließlich im Inland produzierte Waffen und Ausrüstungen zu beschaffen. Ein Beispiel dafür ist die Spezialeinheit "Saturn" des Föderalen Strafvollzugsdienstes, deren Arsenal man hier besichtigen kann. Vor allem die dem Innenministerium nachgeordneten Behörden haben dem Vernehmen nach ein ganzes Sammelsurium an ausländischen Waffen zusammengetragen, inklusive H&K MP 5 und diversen Flinten.
Eines kann man aus der o.g. Entscheidung außerdem ablesen: Die im vergangenen Jahr begonnene Umrüstung der Kurzwaffen auf das Kaliber 9 x 19 mm ist ernstgemeint und wird fortgesetzt. Fraglich ist allerdings in Zeiten der Wirtschaftskrise, wieviel Zeit man dafür brauchen wird. Ferner dürfte klar sein, daß die normalen Streifenpolizisten niemals mit einer Glock oder Beretta ausgestattet werden; die teuren Importwaffen werden der Elite (oder solchen Beamten, die sich dafür halten) vorbehalten bleiben.
PS: Leider konnte ich kein zweifelsfrei authentisches Foto finden, welches einen russischen Polizeibeamten oder Soldaten mit einer Glock zeigt. Aber ich werde bei Gelegenheit weitersuchen.
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Sonntag, 17. Mai 2009
Filmkritik: "Apostol"
Webseiten, die es dem Besucher ermöglichen, Spielfilme online anzusehen, sind ein großer Segen des Internetzeitalters. Auf diesem Weg kann man auch Filme ansehen, von deren Existenz man zuvor nichts wußte. So ist es mir vor einigen Wochen mit der zwölfteiligen russischen Fernsehserie „Apostol“ (dt.: Apostel; vgl. hier und hier) aus dem Jahr 2007 ergangen, die auf Russianremote.com zur Verfügung steht. Beeindruckt hat mich nicht nur die filmische Umsetzung (inklusive der Leistung der Schauspieler), sondern vielmehr noch die Handlung.
Wir schreiben das Jahr 1942. Deutsche Truppen stehen tief auf dem Territorium der Sowjetunion. Ein junger Mann, vom Typ her Lebenskünstler und Kleinkrimineller, war in deutsche Gefangenschaft geraten und hat sich dort der Abwehr als Agent zur Verfügung gestellt. Bei der Infiltration in seine Heimatstadt wird er jedoch, zusammen mit einem Kollegen, erkannt, festgenommen und von den Organen des NKWD verhört. Anstatt auf deren Angebote für ein Doppelspiel einzugehen versucht er zu fliehen – und stirbt dabei. Dem leitenden NKWD-Offizier stellt sich nunmehr die Frage, wie er seine Pläne, mit dem deutschen Nachrichtendienst zu spielen, um die Hintermänner zu enttarnen, weiterverfolgen kann (Codename der Operation: Apostol). Dabei kommt er auf den Bruder des toten Agenten. Damit nimmt das Verhängnis seinen Lauf.
Jener Mann ist das genaue Gegenteil seines Bruders: ein eher weicher, musischer Mensch, intellektueller Typ, Lehrer in einem kleinen Dorf, kinderlieb und frisch verheiratet. Kurzum: Er führt ein geradezu idyllisches Leben. Und mit dem Einbruch des Krieges und der Geheimdienstintrigen sollte sich das alles gründlich ändern. Die junge Familie wird schweren Prüfungen unterzogen und fast zerstört (man könnte insoweit an Hiob denken).
Es beginnt damit, daß er gegen seinen Willen dem NKWD beitreten und die Identität seines verblichenen Bruders annehmen muß. Zu diesem Zweck muß er sich – da Brillenträger – einer Augenoperation unterziehen. Problem: Der einzige Spezialist, der diese OP durchführen kann, sitzt im Gulag. Ergo muß er entlassen, zurück nach Moskau gebracht und wieder als Chefarzt eingesetzt werden. Kein Problem für den NKWD. Während der Rückfahrt erlebt der Zuschauer die erste von mehreren bedrückenden Szenen des Films: Der Wagen mit dem Ex-Gefangenen an Bord legt einen Zwischenstop in einem anderen Straflager ein, wo der begleitende NKWD-Mann seine Frau besucht, die dort inhaftiert ist. Dort sieht man den harten Burschen dann plötzlich weinen.
In diesem Stil geht es weiter. Erst wird einem Gefangenen als Lohn für seine Kooperation ein Freßpaket gegeben, doch fünf Minuten später bekommt er dann eine Kugel in den Kopf. Oder der leitende NKWD-Offizier wird wegen angeblicher Spionage und Erfolglosigkeit seiner Operation denunziert und von seinen eigenen Kollegen gefoltert. Seine alte Mutter, ebenfalls von der Folter zermürbt, bezichtigt ihren eigenen Sohn, ein deutscher Agent zu sein. Ja, so wird man sich die Realität im stalinistischen Sicherheitsapparat wohl vorstellen müssen; viele Quellen weisen in die gleiche Richtung.
Der junge Held des Films nimmt die vorgesehene Entwicklung. Er lernt seine Rolle als deutscher Agent, wird dann auch erfolgreich in die besetzten Gebiete geschleust und kann sich dort einleben. Doch um welchen Preis! Seiner Frau, die sich jetzt allein um ihren Adoptivsohn kümmern muß, ist gesagt worden, ihr Mann sei bei einem Verkehrsunfall umgekommen. Sie verlangt, die Leiche zu sehen und weiß hinfort, daß er noch lebt. Da sie sich nicht mit der amtlichen Version zufrieden gibt, wird sie in eine psychiatrische Klinik eingeliefert, gefesselt und unter Drogen gesetzt. Daran zerbricht sie fast. Und als ob das alles nicht schlimm genug gewesen wäre, muß sie auch noch die Vergewaltigungen des Chefarztes über sich ergehen lassen. Ihr Junge befindet sich derweil in einem Kinderheim, aus dem er aber immer wieder wegläuft.
Am Ende des Films, das im Iran spielt, gelingt es dem Helden zwar, den deutschen Agentenführer zu enttarnen (sein eigener Vater!), doch auch dieser Erfolg ist bitter erkauft. So muß er seinen „väterlichen Freund“ aus dem NKWD (der inzwischen wieder im Amt und Würden ist) mit dem Tode bedrohen, um so die Ausreise seiner Familie aus der UdSSR zu erzwingen, da er mit ihnen gemeinsam ein neues Leben beginnen will. Der Film läßt allerdings die Frage, ob es tatsächlich zu einer Familienzusammenführung kommt, offen.
„Apostol“ ist nicht nur ein äußerst spannender Spionagethriller, sondern darüber hinaus auch eine eindrucksvolle Darstellung des stalinistischen Systems. Wer heute Täter ist, kann morgen schon Opfer sein (und umgekehrt). Die Obrigkeit geht rücksichtslos über Leichen; Mitleid oder Fürsorge für die eigenen Leute sind unbekannt. Statt einer für die Betroffenen nachvollziehbaren (System-)Rationalität herrscht die pure Willkür. Ein derartiges, strukturell unfreundliches bis unmenschliches Umfeld zwingt dazu, selbst hart und rücksichtslos zu werden, nur um zu überleben. Folglich hilft es auch nicht weiter, oberflächlich zu moralisieren und die Welt in Gute und Böse einzuteilen, denn dort es gelingt kaum jemandem, seine „Unschuld“ zu bewahren. Man kann den ungeheuren Druck, die starke psychische Anspannung, unter der die Betroffenen - zusätzlich zu allen physischen Leiden - gestanden haben, förmlich spüren.
Der Film trägt auf seine Weise dazu bei, das Leben in der Sowjetunion der Stalin-Ära besser zu verstehen. Ich kann ihn nur wärmstens empfehlen.
Desweiteren ist bemerkenswert, daß „Apostol“ nicht in irgendeinem Samisdat-Studio entstanden ist, sondern vom offiziösen Ersten Kanal in Auftrag gegeben wurde (der auch den gestrigen Eurovisions-Wettbewerb veranstaltet hat). Damit gesellt sich diese Serie zu einer Reihe weiterer Filme, die in den letzten Jahren entstanden sind und den stalinistischen Terror kritisch aufgearbeitet haben. Das prominenteste Beispiel dafür ist wahrscheinlich die 2006 entstandene Verfilmung von Alexander Solschenizyns Buch „Der erste Kreis der Hölle“ (vgl. hier und hier); Auftraggeber war die staatliche Rundfunkanstalt WGTRK – im Kontext der russischen Gesellschaft also ebenfalls Mainstream. Bedauerlich ist nur, daß diese Tatsachen von manchen pseudoliberalen Volkspädagogen konsequent ignoriert werden, die statt dessen mit der Mär einer angeblichen Stalin-Renaissance im heutigen Rußland hausieren gehen.
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Wir schreiben das Jahr 1942. Deutsche Truppen stehen tief auf dem Territorium der Sowjetunion. Ein junger Mann, vom Typ her Lebenskünstler und Kleinkrimineller, war in deutsche Gefangenschaft geraten und hat sich dort der Abwehr als Agent zur Verfügung gestellt. Bei der Infiltration in seine Heimatstadt wird er jedoch, zusammen mit einem Kollegen, erkannt, festgenommen und von den Organen des NKWD verhört. Anstatt auf deren Angebote für ein Doppelspiel einzugehen versucht er zu fliehen – und stirbt dabei. Dem leitenden NKWD-Offizier stellt sich nunmehr die Frage, wie er seine Pläne, mit dem deutschen Nachrichtendienst zu spielen, um die Hintermänner zu enttarnen, weiterverfolgen kann (Codename der Operation: Apostol). Dabei kommt er auf den Bruder des toten Agenten. Damit nimmt das Verhängnis seinen Lauf.
Jener Mann ist das genaue Gegenteil seines Bruders: ein eher weicher, musischer Mensch, intellektueller Typ, Lehrer in einem kleinen Dorf, kinderlieb und frisch verheiratet. Kurzum: Er führt ein geradezu idyllisches Leben. Und mit dem Einbruch des Krieges und der Geheimdienstintrigen sollte sich das alles gründlich ändern. Die junge Familie wird schweren Prüfungen unterzogen und fast zerstört (man könnte insoweit an Hiob denken).
Es beginnt damit, daß er gegen seinen Willen dem NKWD beitreten und die Identität seines verblichenen Bruders annehmen muß. Zu diesem Zweck muß er sich – da Brillenträger – einer Augenoperation unterziehen. Problem: Der einzige Spezialist, der diese OP durchführen kann, sitzt im Gulag. Ergo muß er entlassen, zurück nach Moskau gebracht und wieder als Chefarzt eingesetzt werden. Kein Problem für den NKWD. Während der Rückfahrt erlebt der Zuschauer die erste von mehreren bedrückenden Szenen des Films: Der Wagen mit dem Ex-Gefangenen an Bord legt einen Zwischenstop in einem anderen Straflager ein, wo der begleitende NKWD-Mann seine Frau besucht, die dort inhaftiert ist. Dort sieht man den harten Burschen dann plötzlich weinen.
In diesem Stil geht es weiter. Erst wird einem Gefangenen als Lohn für seine Kooperation ein Freßpaket gegeben, doch fünf Minuten später bekommt er dann eine Kugel in den Kopf. Oder der leitende NKWD-Offizier wird wegen angeblicher Spionage und Erfolglosigkeit seiner Operation denunziert und von seinen eigenen Kollegen gefoltert. Seine alte Mutter, ebenfalls von der Folter zermürbt, bezichtigt ihren eigenen Sohn, ein deutscher Agent zu sein. Ja, so wird man sich die Realität im stalinistischen Sicherheitsapparat wohl vorstellen müssen; viele Quellen weisen in die gleiche Richtung.
Der junge Held des Films nimmt die vorgesehene Entwicklung. Er lernt seine Rolle als deutscher Agent, wird dann auch erfolgreich in die besetzten Gebiete geschleust und kann sich dort einleben. Doch um welchen Preis! Seiner Frau, die sich jetzt allein um ihren Adoptivsohn kümmern muß, ist gesagt worden, ihr Mann sei bei einem Verkehrsunfall umgekommen. Sie verlangt, die Leiche zu sehen und weiß hinfort, daß er noch lebt. Da sie sich nicht mit der amtlichen Version zufrieden gibt, wird sie in eine psychiatrische Klinik eingeliefert, gefesselt und unter Drogen gesetzt. Daran zerbricht sie fast. Und als ob das alles nicht schlimm genug gewesen wäre, muß sie auch noch die Vergewaltigungen des Chefarztes über sich ergehen lassen. Ihr Junge befindet sich derweil in einem Kinderheim, aus dem er aber immer wieder wegläuft.
Am Ende des Films, das im Iran spielt, gelingt es dem Helden zwar, den deutschen Agentenführer zu enttarnen (sein eigener Vater!), doch auch dieser Erfolg ist bitter erkauft. So muß er seinen „väterlichen Freund“ aus dem NKWD (der inzwischen wieder im Amt und Würden ist) mit dem Tode bedrohen, um so die Ausreise seiner Familie aus der UdSSR zu erzwingen, da er mit ihnen gemeinsam ein neues Leben beginnen will. Der Film läßt allerdings die Frage, ob es tatsächlich zu einer Familienzusammenführung kommt, offen.
„Apostol“ ist nicht nur ein äußerst spannender Spionagethriller, sondern darüber hinaus auch eine eindrucksvolle Darstellung des stalinistischen Systems. Wer heute Täter ist, kann morgen schon Opfer sein (und umgekehrt). Die Obrigkeit geht rücksichtslos über Leichen; Mitleid oder Fürsorge für die eigenen Leute sind unbekannt. Statt einer für die Betroffenen nachvollziehbaren (System-)Rationalität herrscht die pure Willkür. Ein derartiges, strukturell unfreundliches bis unmenschliches Umfeld zwingt dazu, selbst hart und rücksichtslos zu werden, nur um zu überleben. Folglich hilft es auch nicht weiter, oberflächlich zu moralisieren und die Welt in Gute und Böse einzuteilen, denn dort es gelingt kaum jemandem, seine „Unschuld“ zu bewahren. Man kann den ungeheuren Druck, die starke psychische Anspannung, unter der die Betroffenen - zusätzlich zu allen physischen Leiden - gestanden haben, förmlich spüren.
Der Film trägt auf seine Weise dazu bei, das Leben in der Sowjetunion der Stalin-Ära besser zu verstehen. Ich kann ihn nur wärmstens empfehlen.
Desweiteren ist bemerkenswert, daß „Apostol“ nicht in irgendeinem Samisdat-Studio entstanden ist, sondern vom offiziösen Ersten Kanal in Auftrag gegeben wurde (der auch den gestrigen Eurovisions-Wettbewerb veranstaltet hat). Damit gesellt sich diese Serie zu einer Reihe weiterer Filme, die in den letzten Jahren entstanden sind und den stalinistischen Terror kritisch aufgearbeitet haben. Das prominenteste Beispiel dafür ist wahrscheinlich die 2006 entstandene Verfilmung von Alexander Solschenizyns Buch „Der erste Kreis der Hölle“ (vgl. hier und hier); Auftraggeber war die staatliche Rundfunkanstalt WGTRK – im Kontext der russischen Gesellschaft also ebenfalls Mainstream. Bedauerlich ist nur, daß diese Tatsachen von manchen pseudoliberalen Volkspädagogen konsequent ignoriert werden, die statt dessen mit der Mär einer angeblichen Stalin-Renaissance im heutigen Rußland hausieren gehen.
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Freitag, 15. Mai 2009
15.05.2009: Musik des Tages
Nachfolgend der zweite Ohrwurm, den ich seit dem Wochenende immer wieder summe: "Nam nuzhna odna pobjeda" (dt.: Wir brauchen einen Sieg). Ursprünglich stammt das Lied aus dem Spielfilm "Belorusskij woksal"; es wird hier von Anita Zoj vorgetragen. Im Text geht es um ein (vermutlich imaginäres) 10. Luftlandebataillon während des Zweiten Weltkrieges.
Mittwoch, 13. Mai 2009
13.05.2009: Musik des Tages
Seit dem Wochenende habe ich zwei neue Ohrwürmer, die ich nicht recht loswerde. ;-) Der erste ist "Taljanotschka" - ein Lied über ein stolzes Mädchen, das einen Verehrer erst dann erhören will, wenn er mit einem Orden aus der Schlacht heimkehrt. Gesungen wird es hier am 09.05.2008 von Tanja Bulanowa.
Montag, 11. Mai 2009
11.05.2009: Musik des Tages
Im Nachgang zu den Feierlichkeiten anläßlich des Kriegsendes heute zwei Aufnahmen vom 09.05.2008 mit dem bekannten Lied "Katjuscha" in zwei etwas moderneren Interpretationen.
Sonntag, 10. Mai 2009
10.05.2009: Video des Tages
Gestern fand auf dem Roten Platz in Moskau die traditionelle Truppenparade anläßlich des Kriegsendes statt, die nachfolgend noch einmal (mit einem englischen Kommentar) wiedergegeben wird.
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Mittwoch, 6. Mai 2009
Osteuropäische Unübersichtlichkeit
Das faszinierende an der Beschäftigung mit Osteuropa ist das ständige Auftauchen neuer Facetten (bis hin zur Realsatire), die das Leben dort nie langweilig werden lassen. So zum Beispiel gestern im NATO-Muster-Möchtegernmitgliedsstaat Georgien. Dort protestiert die Opposition schon seit Wochen massiv gegen den als Staatspräsident amtierenden Stalin-Verschnitt Saakaschwili, wogegen die Behörden z.T. mit Gewalt vorgegangen sind. Nun wurde gestern vermeldet, es habe einen Militärputsch gegeben, der aber niedergeschlagen worden sei. Unter Führung einflußreicher (Ex-)Offizieren soll ein 30 km von Tiflis entfernt disloziertes Panzerbataillon revoltiert haben (ausführlich hier). Laut Saakaschwili sollen russische Geheimdienste hinter dem Aufstandsversuch gestanden haben (genauso, wie sie angeblich hinter den Oppositionsgruppen stehen, denn alle "guten" Georgier sind selbstverständlich für ihn). Dummerweise wußten die angeblichen Rädelsführer nichts von der Aktion, weshalb die Opposition von einem Schauspiel spricht, welches die Regierung inszeniert habe, um sich an der Macht zu halten und ihre Gegner zu diskreditieren.
Ein sehr undurchsichtiger Fall. Gerade einen Tag vor Beginn eines NATO-PfP-Manövers in Georgien wird ein angeblicher Staatsstreich vereitelt. In diesem Zusammenhang sei auch daran erinnert, daß Saakaschwili im vergangenen Jahr bereits einen Anschlag auf den polnischen Präsidenten vorgetäuscht hat. Auch sonst ist er für seine impulsive Gewalttätigkeit bekannt. Wir werden sehen, was in den nächsten Wochen zu diesem Thema noch ans Licht kommen wird. Und die NATO, die sich die Verteidigung von "Freiheit und Demokratie" auf die Fahnen geschrieben hat, wird deswegen mit Saakaschwilis Regime keine Probleme haben. Schließlich verfügt mit der Türkei ein Mitgliedsstaat über reichliche Erfahrungen mit Staatsstreichen.
Ein weiteres Land auf dem Gebiet der früheren Sowjetunion, das sich seit Monaten in einem Zustand der politischen Instabilität befindet, ist die Ukraine. Die Probleme sind freilich hausgemacht und wurden durch die internationale Finanzkrise nur noch verstärkt, aber nicht verursacht. Gestern wurde nun der ukrainische Innenminister Luzenko mitsamt seinem Sohn auf dem Frankfurter Flughafen festgenommen, nachdem beide in alkoholisiertem Zustand randaliert hatten. Konsequenzen?
"Der Vorfall dürfte für Luzenko, der auch einer der Führer des Präsidentenwahlblocks "Nascha Ukraina" (Unsere Ukraine) ist keine weiteren Folgen haben.
Sein Fraktionskollege Sergej Moskal erklärte bereits in Kiew, wenn die Fraktion jeden Fall von Trunkenheit von Abgeordneten in der Öffentlichkeit diskutieren würde, wäre man bald arbeitsunfähig, denn es gäbe "keinen Abgeordneten der Fraktion, der nicht trinkt"."
Bedeutend weniger lustig ist das Thema der ukrainischen NS-Verstrickungen während des Zweiten Weltkrieges, das wegen der anstehenden Auslieferung von John Demjanjuk aus den USA die deutsche Öffentlichkeit demnächst wohl intensiver beschäftigen wird.
Nicht nur, daß seit der Auflösung der SU die (west-)ukrainischen Nationalisten um Stepan Bandera und die OUN bzw. UPA vielfach neu bewertet werden, auch von offizieller Seite. Die an der Person Demjanjuks exemplifizierte Verstrickung dieser Freiheitskämpfer in die nationalsozialistische Judenvernichtung wird dabei gerne unterschlagen.
Nun ist man in der Westukraine in seinem Kampf gegen alles "russische" (womit vor allem die eigenen Landsleute im Osten und Süden gemeint sind) so weit, daß jetzt sogar Monumente und Gedenktafeln für SS-Verbände aufgestellt werden - vom Staat, wohlgemerkt! Rußland Aktuell berichtet:
"[...]Ein schöner Beitrittskandidat für EU und NATO!
Die Gedenktafel für die Angehörigen der SS-Division Galizien, die im Zweiten Weltkrieg auf der Seite der Deutschen gegen die Sowjetunion kämpften, wird auf Beschluss des Ternopiler Stadtrats am Haus Nr. 1 in der gleichfalls nach den „Kämpfern der Division Galizien“ benannten Straße enthüllt. Dies verlautete am Montag aus der Pressestelle des Stadtrats.
Damit findet das skandalöse Auftauchen von Werbeträgern Mitte April in Lviv (Lwow, Lemberg) eine Fortsetzung, auf denen die SS-Division als Verteidigerin der Ukraine gerühmt wurde [...].
Inzwischen ist auch klar, wer diese Werbung in Auftrag gegeben hat. Es handelt sich um die ultranationalistische Partei „Freiheit“. Damit sollte der 66. Jahrestag der Aufstellung der Division Galizien „gefeiert“ werden.
Die Genehmigung zur Veröffentlichung der Plakate hatte der Stadtrat von Lviv bereits im Dezember erteilt. Zunächst hatte es geheißen, der Auftraggeber sei unbekannt und es könnte sich um eine Provokation russischerseits handeln.
Auf die Empörung von in der Ukraine lebenden sowjetischen Kriegsveteranen sowie aus Moskau und Warschau hin erklärte der Ukrainische Sicherheitsdienst, die Reklameschilder seien „rechtsmäßig“, „weil die SS nicht erwähnt und an keiner Stelle Faschismus proklamiert wird“."
In den 1990er Jahren hatte ich für solche Auswüchse - die es ja auch in den drei baltischen Republiken gibt - noch Verständnis, schließlich mußte man sich erst einmal finden und das eigene Staatswesen reorganisieren. Aber heute sollte man doch aus dieser infantilen Phase heraus sein. Beunruhigend ist ferner, daß in ganz Osteuropa der schärfste Nationalismus immer mit Antisemitismus einhergeht: in Polen sind die Deutschen, die Russen und die Juden die Bösen; in der Ukraine die Polen, die Russen und die Juden; in Rußland die Polen, die Muselmanen und die Juden usw. usf. Schlimm nur, wenn diese Stimmungen politikmächtig werden, wie in der Ukraine und teilweise auch in Polen und Estland.
Samstag, 2. Mai 2009
02.05.2009: Text des Tages
Der preußische General Carl von Clausewitz ist vor allem als Kriegstheoretiker und Autor des epochalen Werkes "Vom Kriege" bekannt. Ein weniger bekannter Teil seiner Vita ist sein 1812 erfolgter Übertritt in russische Dienste, um nicht als Deutscher und preußischer Offizier für Napoleon kämpfen zu müssen. Aus diesem Anlaß ist die folgende Bekenntnisschrift entstanden, die auf den ersten Blick nur wenig mit dem abgeklärten Philosophen des Spätwerkes gemein hat. Und doch war es derselbe Mann.
Man stelle sich das bitte vor: Preußen war 1806 in der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt vernichtend geschlagen worden, was einen weitgehenden Zusammenbruch der Armee zur Folge hatte. Der Korse wurde in der Berliner Schickeria als Verkörperung des Weltgeistes gefeiert. Dann kam ein vom französischen Kaiser oktroyierter Friedensvertrag mit erheblichen Gebietsabtretungen etc. Seit 1807 war die einst legendäre preußische Armee unter der Leitung von Boyen und Scharnhorst mühsam reorganisiert worden. Und dann soll Preußen auch noch Truppen für die Grande Armee stellen, um - entgegen seinen Interessen - am Rußlandfeldzug Napoleons teilzunehmen.
Für Clausewitz als politisch denkenden Offizier war das zuviel. Er nahm seinen Abschied aus der Armee und verfaßte die "Drei Bekenntnisse", nahm aber von einer Veröffentlichung Abstand. Im Mai 1812 traf er schließlich in St. Petersburg ein und wurde Oberstleutnant, was er bis zu seiner Rückkehr ins preußische Heer 1814 blieb. Um den Jahreswechsel 1812/1813 sollte er schließlich bei den Verhandlungen über die Konvention von Tauroggen eine maßgebliche Rolle spielen. Dieser an sich unscheinbare Vertrag war der Anfang vom Ende der französischen Besetzung Deutschlands.
Man stelle sich das bitte vor: Preußen war 1806 in der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt vernichtend geschlagen worden, was einen weitgehenden Zusammenbruch der Armee zur Folge hatte. Der Korse wurde in der Berliner Schickeria als Verkörperung des Weltgeistes gefeiert. Dann kam ein vom französischen Kaiser oktroyierter Friedensvertrag mit erheblichen Gebietsabtretungen etc. Seit 1807 war die einst legendäre preußische Armee unter der Leitung von Boyen und Scharnhorst mühsam reorganisiert worden. Und dann soll Preußen auch noch Truppen für die Grande Armee stellen, um - entgegen seinen Interessen - am Rußlandfeldzug Napoleons teilzunehmen.
Für Clausewitz als politisch denkenden Offizier war das zuviel. Er nahm seinen Abschied aus der Armee und verfaßte die "Drei Bekenntnisse", nahm aber von einer Veröffentlichung Abstand. Im Mai 1812 traf er schließlich in St. Petersburg ein und wurde Oberstleutnant, was er bis zu seiner Rückkehr ins preußische Heer 1814 blieb. Um den Jahreswechsel 1812/1813 sollte er schließlich bei den Verhandlungen über die Konvention von Tauroggen eine maßgebliche Rolle spielen. Dieser an sich unscheinbare Vertrag war der Anfang vom Ende der französischen Besetzung Deutschlands.
"Ich sage mich los:
Von der leichtsinnigen Hoffnung einer Errettung durch die Hand des Zufalls;
von der dumpfen Erwartung der Zukunft, die ein stumpfer Sinn nicht erkennen will; von der kindischen Hoffnung, den Zorn eines Tyrannen durch freiwillige Entwaffnung zu beschwören, durch niedrige Untertänigkeit und Schmeichelei ein Vertrauen zu gewinnen;
von der falschen Resignation eines unterdrückten Geistesvermögens;
von dem unvernünftigen Mißtrauen in die uns von Gott gegebenen Kräfte;
von der sündhaften Vergessenheit aller Pflichten für das allgemeine Beste;
von der schamlosen Aufopferung aller Ehre des Staates und Volkes aller persönlichen und Menschenwürde!
Ich glaube und bekenne:
Daß ein Volk nichts höher zu achten hat als die Würde und Freiheit seines Daseins;
daß es diese mit dem letzten Blutstropfen verteidigen soll;
daß es keine heiligere Pflicht zu erfüllen, keinem höheren Gesetz zu gehorchen hat;
daß der Schandfleck einer feigen Unterwerfung nie zu verwischen ist;
daß dieser Gifttropfen im Blut eines Volkes in die Nachkommenschaft übergeht und die Kraft später Geschlechter lähmen und untergraben wird;
daß man die Ehre nur einmal verlieren kann;
daß die Ehre des Königs und der Regierung eins ist mit der Ehre des Volkes und das einzige Palladium seines Wohles;
daß ein Volk unter den meisten Verhältnissen unüberwindlich ist in dem großmütigen Kampfe um seine Freiheit;
daß selbst der Untergang dieser Freiheit nach einem blutigen und ehrenvollen Kampfe die Wiedergeburt des Volkes sichert und der Kern des Lebens ist, aus dem einst ein neuer Baum die sichere Wurzel schlägt!
Ich erkläre und beteuere der Welt und Nachwelt:
Daß ich die falsche Klugheit, die sich der Gefahr entziehen will, für das Verderblichste halte, was Furcht und Angst einflößen können;
daß ich die wildeste Verzweiflung für weiser halten würde, wenn es uns durchaus versagt wäre, mit einem männlichen Mute, das heißt: mit ruhigem, aber festem Entschlusse und klarem Bewußtsein der Gefahr zu begegnen;
daß ich die warnenden Begebenheiten alter und neuer Zeit, die weisen Lehren ganzer Jahrhunderte, die edlen Beispiele berühmter Völker nicht im Taumel der Angst unserer Tage vergesse und die Weltgeschichte hingebe für das Blatt einer lügenhaften Zeitung;
daß ich mich rein fühle von jeder Selbstsucht;
daß ich jeden Gedanken und jedes Gefühl in mir vor allen meinen Mitbürgern mit offener Stirn bekennen darf;
daß ich mich nur zu glücklich fühlen würde, einst in dem herrlichen Kampfe um Freiheit und Würde des Vaterlandes einen glorreichen Untergang zu finden!
Verdient dieser Glaube in mir und in den mir Gleichgesinnten die Verachtung und den Hohn unserer Mitbürger? Die Nachwelt entscheide hierüber! Auf dem heiligen Altare der Geschichte lege ich dieses leichte Blatt nieder, im festen Vertrauen, daß, wenn der Sturm der Zeit es hinwegweht, einst ein würdiger Priester dieses Tempels es sorgfältig aufheben und in das Jahrbuch des vielbewegten Völkerlebens einheften werde. Dann wird die Nachwelt richten und von dem Verdammungsurteile die ausnehmen, welche dem Strom der Verderbtheit mutig entgegengerungen und das Gefühl der Pflicht treu wie einen Gott im Busen bewahrt haben."
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