Montag, 27. April 2009

Schon wieder ein amoklaufender Polizist

Diesmal in Moskau. In der vergangenen Nacht hat dort ein wild um sich schießender Polizeibeamter namens Ewsjukow drei Menschen getötet und sechs weitere verletzt. (Ist Amoklauf hier überhaupt der richtige Begriff?) Rußland Aktuell berichtet:
"[...]

Bei dem Amokläufer handelt es sich um einen Polizeioffizier, genauer gesagt den Chef der Polizeistation Zaryzino. Der Major kam in der Sonntagnacht vom Dienst nach Hause. Auf dem Heimweg geriet er in Streit mit seinem Taxifahrer. Das war offensichtlich der Auslöser des Blackouts.

Milizionär erschießt seinen Chauffeur

Der Milizionär zog seine Pistole und erschoss den Taxifahrer kaltblütig. Dann stieg er aus und marschierte über die Hinterhöfe in den Supermarkt „Ostrow“. Auf dem Weg dorthin verletzte er einen Mann und eine Frau.
Im Geschäft eröffnete er sofort eine wilde Schießerei. Die Kassiererin erlag noch am Tatort ihren Verletzungen. Fünf Personen wurden angeschossen und mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Augenzeugen gelang es, die Polizei zu rufen.

Täter widersetzt sich der Verhaftung

Der eintreffenden Patrouille gelang es nicht gleich, ihren Kollegen festzunehmen. Der Täter hatte offensichtlich jede Menge Munition. „Er hat aktiv um sich geschossen und Widerstand geleistet. Es ist ein Wunder, dass keiner der Männer, die ihn verhafteten, verletzt wurde“, sagte ein Polizeisprecher.
Kurz nach der Verhaftung des Polizeimajors traf auch der aus dem Bett geklingelte Polizeichef von Moskau Wladimir Pronin ein. Der nahm die Ermittlungen unter seine persönliche Aufsicht und verteidigte seinen Untergebenen erstmal. Der sei stets ein guter Beamter gewesen und erst kürzlich befördert worden.

[...]"
Auslöser war möglicherweise ein Familienstreit. Interessant ist die Reaktion des Polizeichefs. Wie es "sich gehört", wird der eigene Mann erst einmal in Schutz genommen. Doch die Moskauer Innenbehörde hat ein Problem, welches der bayerischen Polizeiführung im Januar erspart geblieben ist: Der Täter hat überlebt. Schon deshalb wird man den Vorfall nicht - wie in Lauf a.d.P. geschehen - unter den Teppich kehren und die Ursachenforschung im Sande verlaufen lassen können. Und so drohen denn auch schon erste Konsequenzen:
"[...]

Bei der Tatwaffe soll es sich [nicht] um die Dienstpistole, sondern um eine seit Jahren gesuchte Makarow-Pistole handeln. Daher beginnt nun eine umfassende Überprüfung der gesamten Munitions- und Waffenbestände der Polizei.
Zudem sollen sich in Kürze auch alle Polizisten in Moskau einem Psychotest unterziehen. Dies sei notwendig, nachdem der Täter offenbar unter starkem psychischem Druck gestanden habe, erklärte ein Sprecher des Polizeiapparats."
Nun sind auch Polizeibeamte Menschen wie jeder andere - einschließlich aller Probleme und Risiken, die damit verbunden sind. Es wird doch aber niemand mehr ernsthaft behaupten wollen, Staatsdiener seien per se zuverlässiger als Normalbürger. Erfreulich ist, daß man in Moskau nicht versucht, die Probleme, die zum gestrigen Amoklauf geführt haben, auf "die Gesellschaft" abzuwälzen oder in legislativen Aktionismus verfällt, sondern statt dessen in seinem eigenen Haus kehrt. Mal sehen, was dabei herauskommt.

PS: Hier und hier findet man Fernsehberichte über das Ereignis.


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