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Mittwoch, 12. Oktober 2011

Die russische Episode der Malteser

Borovikovsky, Vladmir (1757-1825) - 1800 Portrait of Paul I, Emperor of Russia (Russian Museum)


Kürzlich bin ich bei Flickr auf das obige Gemälde von Wladimir Borowikowskij gestoßen. Es entstand im Jahre 1800 und zeigt den russischen Kaiser Paul I. Auf seinem Gewand ist das Malteserkreuz zu erkennen. Doch wie kommt ein orthodoxer Herrscher, der nach seiner Geburt lutherisch getauft worden war, dazu, sich mit den Insignien des römisch-katholischen Ritterordens von Malta zu schmücken?



Wir schreiben das Jahr 1798. Napolen marschiert durch Europa und nimmt auch den kleinen Mittelmeerstaat Malta ein. Der seit 1530 dort ansässige Orden verläßt die Insel; viele Ritter fliehen nach Rußland, wo der Zar sie aufnimmt und ihnen große Ländereien zur Verfügung stellt. Damit ist das Überleben des Ordens in einer turbulenten Epoche erst einmal gesichert. Aus Dankbarkeit wählten die Ritter ihren neuen Schutzherrn am 16. Dezember 1798 zum Großmeister des Malteserordens.



Doch das russische Asyl der Malteser sollte nur Episode bleiben. Zum einen, weil das Zarenreich doch ein wenig abgelegen war; zum zweiten, weil Paul I. bereits im Jahre 1801 stirbt. Dennoch hat sie in Rußland auch bauliche Spuren hinterlassen. Gemeint ist damit die von 1798 bis 1800 durch den Architekten Giacomo Quarenghi errichtete Malteserkapelle. Sie befindet sich mitten im Zentrum von Sankt Petersburg und ist Teil des Palais des Grafen Woronzow. Die Kapelle ist, auch aufgrund ihrer Abgeschiedenheit, ein architektonisches Kleinod. Sie war jedoch nicht die einzige katholische Kirche in Petersburg, wobei mir nicht bekannt ist, ob sie heute noch als Gotteshaus dient. (Die Position des Altars deutet jedenfalls darauf hin.)



Heute dient die Malteserkapelle (russ.: Maltijskaja kapella) vor allem als Konzertsaal. Dazu prädestiniert ist sie auch durch ihre Orgel, die ja der orthodoxen Kirchenmusik fremd ist. Einen Schwerpunkt bildet insoweit natürlich deutsche und westeuropäische Musik, in diesem Jahr viel Bach und Ritter. Ich selbst konnte die Kapelle im September 2007 während eines Konzerts im Rahmen des internationalen Festivals für Alte Musik kennenlernen. Die Atmosphäre und Akustik sind beeindruckend.



Weitergehende Informationen wie Konzerttermine, Kartenpreise usw. sind auf der offiziellen Webseite zu finden. Solche Veranstaltungen sind für die breite Öffentlichkeit auch die einzige Möglichkeit, die Malteserkapelle zu besichtigen, denn heute ist im Woronzow-Palais die St. Petersburger Suworow-Kadettenschule untergebracht. D.h. daß das gesamte Areal in der Regel für Zivilisten nicht zugänglich sind. Wenn man sich in "Piter" aufhält und dort gerade ein Konzert stattfindet, sollte man sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen.




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Fotos: www.maltacapella.ru, fotki.yandex.ru/users/vladimafan.

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